Europäische Konzeptstudie bestätigt gute Noten für Fusionskraftwerke
Die technische Machbarkeit, die Sicherheits- und Umwelteigenschaften sowie die Kosten von vier Fusionskraftwerk-Typen nach dem Bau des Iter waren Gegenstand der kürzlich fertig gestellten europäischen «European Fusion Power Plant Conceptual Study», die das European Fusion Development Agreement (EFDA) jetzt veröffentlicht hat.
Aufbauend auf den neusten Erkenntnissen der Plasmaphysik sowie der Materialforschung entwickelte eine EFDA-Arbeitsgruppe die Auslegungen der vier Modelle, um ein weites Spektrum physikalischer und technischer Möglichkeiten zu beleuchten. Das Ergebnis bestätigt die günstigen Ergebnisse früherer Untersuchungen der ökologischen und ökonomischen Eigenschaften von Fusionskraftwerken.
Demnach können nach heutigem Wissen bei einem Fusionskraftwerk katastrophale Unfälle ausgeschlossen werden: Bei einem Kühlungsversagen bricht die Fusionsreaktion im Plasma sofort ab, und die Restwärme in den Wänden sowie Einbauten reicht nicht aus, um die Sicherheitshülle des Reaktors zu zerstören. Daher wird höchstens ein Teil des Tritiuminventars sowie des durch Neutronen aktivierten Wandmaterials mobilisiert, so dass es nach aussen gelangen kann. Die sich daraus im ungünstigsten Fall ergebende Strahlenbelastung in der Umgebung liegt mindestens eine Grössenordnung unter der Dosis, die eine Evakuierung der Bevölkerung rechtfertigen würde.
Langzeitlager nicht nötig
Auch die Abfallsituation wurde erneut untersucht. Das bei der Fusionsreaktion durch die Neutronenstrahlung aktivierte Material verliert seine Radioaktivität relativ schnell: In 100 Jahren sinkt sie auf weniger als 0,01 %. Daher gilt 100 Jahre nach Betriebsende rund die Hälfte des Materials nicht mehr als radioaktiv und ist für jede Verwendung frei. Die noch radioaktive Hälfte kann mit entsprechenden Techniken zum Bau neuer Kraftwerke rezykliert werden. Ein Langzeitlager wäre somit nicht nötig.
Mit fortschreitender Entwicklung wird die Fusionstechnologie auch wirtschaftlich immer besser mithalten. Für eine Kraftwerksleistung von 1500 MW nennt die Studie Stromgestehungskosten im Bereich von 8-16 Rp./kWh. Sie wären mit den Kosten anderer umweltfreundlicher Energietechniken durchaus wettbewerbsfähig.
Source
P.B. nach Max-Planck-Institut für Plasmaphysik, Pressemitteilung, 30. Januar 2006