WEF-Diskussion: Wie die Verdreifachung der Nuklearkapazität bis 2050 gelingen soll

Die Verdreifachung der globalen Nuklearkapazität bis 2050 sei nicht nur eine technische Herausforderung, sondern eine Notwendigkeit, um den weltweit steigenden Energiebedarf zu decken und gleichzeitig die Ziele der Dekarbonisierung zu erreichen. An der Podiumsdiskussion «Road to Tripling Nuclear Capacity» im Rahmen des World Economic Forum (WEF) in Davos wurde deutlich, dass Kernenergie eine zentrale Rolle bei der Transformation des Energiesektors spielen muss.

23. Jan. 2025
World Economic Forum 2025
Die Teilnehmer des Kernenergie-Panels (von links): Kirsty Gogan (Moderation), Rafael Grossi, Ebba Busch, Luc Rémont, Wen Shugang (Chairman China Huaneng Group) und Darryl White.
Quelle: World Economic Forum (Screeshot)

Die von der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) gesteckte Zielmarke ist ambitioniert: Um die globalen Nuklearkapazitäten zu verdreifachen, müssten ab sofort jährlich 30 Gigawatt zusätzliche Leistung installiert werden. Laut IAEO-Generaldirektor Rafael Grossi sei dies technisch machbar, jedoch erfordere es erhebliche Fortschritte in den Bereichen Finanzierung, Regulierung und Bauprozesse. «Wir müssen Standards harmonisieren und den Aufbau neuer Reaktoren standardisieren, um Effizienz und Kostensenkungen zu ermöglichen», so Grossi an der Podiumsdiskussion in Davos.

Die Rolle der Kernenergie in einer elektrifizierten Welt
Der schwedische Vizepremierministerin und Energieministerin Ebba Busch betonte, dass der steigende Energiebedarf – ausgelöst durch Elektrifizierung und Dekarbonisierung – ohne Kernenergie nicht gedeckt werden könne. Schweden plant, seine fossile Energieerzeugung vollständig durch nukleare und erneuerbare Energien zu ersetzen, um den Netto-Null-Zielen bis 2045 gerecht zu werden. Ein Schlüssel dazu ist das von Busch vorgestellte innovative Finanzierungsmodell, das staatliche Darlehen, Verträge mit garantierten Preisunterschieden und Risikoteilungsmechanismen kombiniert.

Laut Luc Rémont, CEO von Électricité de France (EDF), ist die europäische Nuklearindustrie technisch in der Lage, Reaktoren in grossem Massstab zu bauen. Die Hauptaufgabe liege darin, die Bauzeiten zu verkürzen und regulatorische Prozesse zu vereinheitlichen. Ein Rückblick auf die Vergangenheit zeige, dass Frankreich in den 1970er-Jahren über 50 Reaktoren in 15 Jahren gebaut habe – ein Tempo, das nun wieder erreicht werden müsse.

Der CEO der Bank of Montreal, Darryl White, hob hervor, dass das Vertrauen der globalen Kapitalmärkte entscheidend sei. Innovative Finanzierungsinstrumente wie regulierte Vermögenswerte und Verträge mit garantierten Preisunterschieden seien unerlässlich, um die benötigten Investitionen in Milliardenhöhe zu sichern.

Physik statt Politik
Einige Länder, darunter die Vereinigten Arabischen Emirate, dienen als Beispiel für erfolgreiche Nuklearprojekte. Der Abschluss von vier Reaktoren in der geplanten Zeit und innerhalb des Budgets zeigt, dass solche Projekte realisierbar sind, wenn klare Ziele und Kooperationen vorhanden sind. Trotz technischer Fortschritte bleibt die politische Unterstützung in vielen Regionen eine Herausforderung. «Wir müssen Physik und nicht Politik in den Mittelpunkt der Energiepolitik stellen», so Busch. Sie forderte eine stärkere Zusammenarbeit, um die Umsetzung zu beschleunigen und Skaleneffekte zu erzielen.

Quelle

S.D. nach WEF, Podiumsdiskussion «Road to Tripling Nuclear Capacity», 21. Januar 2025

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