USA: Iter ganz oben auf Prioritätenliste
Der neue Rahmenplan des amerikanischen Department of Energy (DOE) für die Förderung wissenschaftlicher Zentren und Einrichtungen in den kommenden 20 Jahren legt die 28 Projekte fest, die "den Eckstein für die Zukunft kritischer Gebiete der Wissenschaft" bilden.
Vorgestellt wurde der Plan vom DOE-Vorsteher, Spencer Abraham, vor dem National Press Club in Washington. Wie Abraham dabei bekannt gab, steht das internationale Fusionsprojekt Iter (International Thermonuclear Expérimental Reactor) ganz oben auf der Liste und hat somit die höchste Priorität. Abraham begründete diese Einstufung mit der Aussicht, dank der Fusion über eine unbeschränkte Energiequelle zu verfügen. Daher sind die USA dem Iter-Projekt wieder beigetreten. Wenn die Verhandlungen mit den internationalen Partnern zum Erfolg führten, werde "Iter unsere Spitzeneinrichtung".
Die Ankündigung mag überraschen, ist der Iter doch keine amerikanische Einrichtung. Die Platzierung auf dem ersten Platz ist Ausdruck der politischen Unterstützung, welche die Fusion jetzt in den USA wieder erfährt. Im Budget für das Fiskaljahr 2004 wird die Fusionsforschung mit USD 264 Mio. unterstützt. Davon sind USD 12 Mio. als amerikanischer Beitrag an die Iter-Projektierung vorgesehen. Die USA wollen sich mit rund 10% an den Bau- und Betriebskosten des Iter beteiligen, die auf USD 5 Mrd. veranschlagt sind, bewerben sich aber nicht um den Standort.
Hinter dem Iter an zweiter Stelle im DOE-Rahmenprogramm steht die Ultrascale Scientific Computing Capability. Dieses Projekt ist ein Computerverbund mit einer Architektur, die eine hundertfach höhere Rechenleistung bieten soll als die besten heutigen Maschinen. Die hohe Rechenleistung wird besonders auch der Entwicklung von Fusionsreaktoren zugute kommen. Auf der DOE-Liste stehen ferner die Herstellung von Proteinen und anderer chemischer Verbindungen für die Dekontamination radiologisch oder chemisch verseuchter Standorte sowie die Entwicklung von Verfahren zur Massenherstellung der Dekontaminationsverbindungen. Weitere Projekte umfassen ein verbessertes weltweites "Energy Sciences Network" sowie eine Leistungsverdopplung der amerikanischen Spallations-Neutronenquelle.
Die Liste beruht auf einem gemeinsamen Entwurf der sechs DOE-Abteilungsdirektoren. Sie wurden eingeladen, die Projekte zu bezeichnen, welche die Voraussetzung bilden, um die Spitzenstellung der amerikanischen Forschung in den kommenden Jahrzehnten in der physikalischen Grundlagenforschung und auf angewandten Gebieten wie der Energieforschung, der Fusion, der Kerntechnik, den Materialwissenschaften sowie der Computertechnik zu bewahren und auszubauen. Der Entwurf wurde im DOE und in unabhängigen beratenden Kommissionen überarbeitet und ergänzt. Besonderes Augenmerk galt der Machbarkeit. Die Liste dient dem DOE als Entscheidungsgrundlage bei der Ausarbeitung der Budgetvorlagen und der Mittelzuweisung.
Quelle
P.B. nach NucNet, 13. November 2003