Tschechien: KHNP aus Südkorea für Dukovany-Neubau ausgewählt

Die tschechische Regierung hat die Auswahl des südkoreanischen Reaktorherstellers Korea Hydro & Nuclear Power (KHNP) für den Bau von zwei neuen Kernkraftwerksblöcken am Standort Dukovany bestätigt. KHNP setzte sich gegen Électricité de France (EDF) durch.

18. Juli 2024
Pressekonferenz mit der tschechischen Regierung
Der tschechische Premierminister Petr Fiala, die Minister Zbyněk Stanjura und Jozef Síkela sowie der CEO des staatlichen Stromerzeugers ČEZ, Daniel Beneš, bei einer Pressekonferenz zur Bekanntgabe der Wahl von KHNP als Reaktorlieferant für den Dukovany-Neubau.
Quelle: Tschechische Regierung

Am 14. Juni 2024 reichte die tschechische Projektgesellschaft Elektrárna Dukovany II (EDU II) bei der tschechischen Regierung ihre umfassende Anbieterbewertung und eine Empfehlung für neue Kernreaktoren in Dukovany ein. Am. 17. Juli 2024 hat die tschechische Regierung dann die Auswahl von KHNP als bevorzugten Kernkraftwerkslieferanten bestätigt, wodurch die EDF den Auftrag nicht erhält. KHNP bot den Druckwasserreaktor APR1000 und die unterlegene EDF den Druckwasserreaktor EPR1200 an. «Auf Grundlage der sorgfältigen Auswertung der Angebote der beiden Anbieter […] beschloss die Regierung, Verhandlungen über den Bau von zwei Blöcken am Standort Dukovany und über die verbindlichen Optionen für zusätzliche neue Kernkraftwerke in Temelin aufzunehmen», liess die Regierung verlauten.

Ein Vertrag mit dem KHNP werde im ersten Quartal 2025 unterzeichnet. Der weitere Zeitplan für den ersten Block in Dukovany sieht wie folgt aus: «Es ist geplant, bis 2029 eine Baugenehmigung zu erhalten und bis Ende 2036 mit dem Probebetrieb zu beginnen, der kommerzielle Betrieb soll 2038 beginnen», sagte die tschechische Regierung. Diese will zudem innerhalb von fünf Jahren einen Entscheid über zwei weitere Blöcke in Temelin treffen.

Bewertung basierend auf Empfehlungen der IAEO
«Das koreanische Angebot war praktisch in allen bewerteten Kriterien besser», gab Premierminister Petr Fiala auf der Pressekonferenz bekannt. Rund 200 Experten seien an der Bewertung der Angebote von EDF und KHNP beteiligt gewesen, bei der die Empfehlungen der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) als Basis dienten. «Die beiden Angebote wurden nach demselben Kriterium verglichen, nämlich dem Preis pro produzierter Megawattstunde, zu dem die neue Einheit jedes Anbieters Strom produzieren würde», sagte die Regierung. Dabei seien alle mit den Geboten verbundenen, bekannten Risiken berücksichtigt worden. «Bei der Vorzugsvariante, also dem Bau von zwei Blöcken an einem Standort gleichzeitig, liegt der vom bevorzugten Anbieter angebotene Preis bei rund 200 Milliarden Kronen [CHF 7,65 Mrd.] für einen Block.» Gemäss Medienberichten hat die Regierung einen Strompreis von weniger als 90 Euro pro Megawattstunde genannt. Die Beteiligung der tschechischen Industrie am Kernkraftwerksbau in der Höhe von rund 60% gebe der wirtschaftlichen Entwicklung des Landes einen wesentlichen Impuls.

Westinghouse kündigt rechtliche Schritte an
Die amerikanische Firma Westinghouse war ursprünglich auch ein Anbieter und reichte eine erste Offerte ein. Am 31. Januar 2024 beschloss die tschechische Regierung aber, dass Westinghouse «wichtige Ausschreibungsanforderungen» nicht erfüllt habe und im weiteren Auswahlverfahren nicht mehr berücksichtigt werde.

Westinghouse hat nach Bekanntwerden der Auswahl von KHNP verkündet, dass die Südkoreaner nicht berechtigt seien, die angebotene Reaktortechnologie in Tschechien zu nutzen. Westinghouse wirft KHNP vor, die amerikanischen Exportkontrollvorschriften nicht einzuhalten. «Westinghouse behält sich das Recht vor, dies vor den zuständigen nationalen und internationalen Gerichten anzufechten», gab das Unternehmen bekannt. Hintergrund ist ein ungelöster Rechtsstreit zwischen KHNP und Westinghouse. Im angebotenen Reaktor von KHNP stecke lizenzierte Westinghouse-Technik, die nur in Südkorea verwendet und ohne Zustimmung der amerikanischen Regierung nicht in andere Länder exportiert werden dürfe.

«Es gibt unterschiedliche Meinungen zwischen den beiden Unternehmen hinsichtlich des Rechts, die von Westinghouse beanspruchte Technologie zu nutzen», antwortete KHNP und ergänzte: «KHNP wird die Exportkontrollvorschriften der amerikanischen Regierung vollständig einhalten.»

Quelle

B.G. nach tschechischer Regierung, Medienmitteilung, 17. Juli 2024 und Internetportal oEnergetice, Artikel, 17. Juli 2024 sowie weiteren Medienberichten

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