Transmutex erzielt wichtige Fortschritte in den USA und Deutschland
Das Schweizer Unternehmen Transmutex entwickelt eine Anlage, um die Menge an Nuklearabfällen zu reduzieren und dabei Energie und andere Rohstoffe zu gewinnen. In den USA erthält Transmutex finanzielle Unterstützung der staatlichen Förderagentur Arpa-E. In Deutschland zeigt eine Studie der Bundesagentur für Sprunginnovationen (Sprind) zudem die grundsätzliche Machbarkeit sowie Vorteile einer Transmutex-Anlage auf.
![Die Transmutationsanlage von Transmutex](https://cms.nuklearforum.ch/sites/default/files/styles/gatsby_content_xl/public/2025-02/TMX-START_skaliert_Transmutex.jpg?itok=-JE7FMef)
Durch den radioaktiven Zerfall reduziert sich die Schädlichkeit von hochaktiven Abfällen wie verbrauchten Brennelementen. Es wird ein sehr langer Zeitraum von 200'000 Jahren benötigt, bis durch den Zerfall natürliche Werte erreicht werden und der Atommüll strahlungsbedingt nicht mehr giftig ist. Schon längere Zeit wird an einer Methode geforscht, die Transmutation heisst. Mit ihr könnten die Strahlungsintensität des Atommülls und die oben beschriebene Strahlungsdauer markant verkürzt werden. Die Atomkerne des langlebigen Mülls werden dabei mit Neutronen beschossen und zerfallen in kurzlebigere Fragmente. Die Schweizer Firma Transmutex entwickelt die Transmutationsanlage TMX-Start. Bei dieser liefert eine externe Neutronenquelle (Teilchenbeschleuniger) die Neutronen, welche es zur Umwandlung des Atommülls, im eigentlichen Reaktor benötigt. Das 2019 gegründete Unternehmen Transmutex arbeitet daran, seine Anlage zur Marktreife zu entwickeln.
Förderung aus den USA
Ein grosses Entwicklungs- und Technologieprogramm zur Transmutation gab die Advanced Research Projects Agency-Energy (Arpa-E) des amerikanischen Department of Energy (DOE) im Juli 2024 in den USA bekannt. Mit dem Nuclear Energy Waste Transmutation Optimized Now-(Newton-)Programm werden 11 Projekte zu Transmutationstechnologien mit total USD 40 Mio. (rund CHF 37 Mio.) unterstützt. Das Programm soll Transmutationstechnologien vorantreiben, «um die Masse, das Volumen, die Aktivität und die effektive Halbwertszeit des vorhandenen Bestands an kommerziellem ausgedientem Kernbrennstoff [in den USA] erheblich zu reduzieren», schrieb Arpa-E.
Transmutex hat sich um Fördergelder von Newton beworben und wurde am 17. Januar 2025 als einziges nichtamerikanisches Unternehmen in das Programm aufgenommen. Das Unternehmen erhält die zweitgrösste Förderung in der Höhe von knapp USD 4,3 Mio. (CHF 3,9 Mio.). Der Transmutex-CEO Franklin Servan-Schreiber ordnete dies gegenüber der NZZ als wichtigen Schritt ein. Transmutex werde dadurch als «wichtiger Partner von renommierten Forschungsinstitutionen in den USA akzeptiert». Es zeige auch, dass die USA zur Wiederverwertung ihres Atommülls auf Teilchenbeschleuniger setzen würden, was der Technologie von Transmutex entspreche.
Studie in Deutschland zeigt Vorteile der Transmutex-Lösung auf
Anfang Februar haben die Medien in der Schweiz und Deutschland darüber berichtet, dass die deutsche Bundesagentur für Sprunginnovationen (Sprind) die «Umsetzungsstudie über eine beschleunigergetriebene Neutronenquelle am Standort eines ehemaligen Kernkraftwerks zwecks Produktion von Krebsmedikamenten, Fernwärme und geothermischer Energie sowie zur Entsorgung hochradioaktiver Abfälle» in Auftrag gegeben hat und nun die Ergebnisse vorliegen. In der Studie wurde das Konzept von Transmutex auf Deutschland angewendet und von den drei unabhängigen Fachstellen TÜV Nord, der Technischen Universität München und der renommierten Anwaltskanzlei Posser Spieth Wolfers & Partners (PSWP) bewertet. Dabei ging es um die technische, wirtschaftliche und regulatorische Machbarkeit in Deutschland.
Das Fazit von Sprind lautete: «Die Studie kommt zum Schluss, dass die Durchführung des geschilderten Transmutationsprogramms zahlreiche Nachteile und Risiken der aktuellen Endlagerpläne beseitigen würde und damit erhebliche Vorteile für die Menschheit hätte.» Gemäss Transmutex waren die wichtigsten Erkenntnisse der Studie:
- Das Volumen des radioaktivsten Abfalls könnte um das 8,8-Fache reduziert werden.
- Durch Transmutation könnte die erforderliche Einschlussdauer von 1 Million auf 830 Jahre gesenkt werden.
- Eine Demonstrationsanlage könnte für 1,5 Milliarden Euro gebaut werden, wobei ein kürzlich stillgelegter Nuklearstandort genutzt werden könnte.
- Obwohl Gesetzesaktualisierungen erforderlich sind, steht die Transmutation im Einklang mit bestehenden Rahmenbedingungen.
Verfolgt man die Diskussionen rund um die Transmutation wird klar, dass es trotzdem noch ein geologisches Tiefenlager für die weniger lang strahlenden Abfälle benötigt, die bei der Transmutation entstehen, und dass ein solches auch für die schwach- und mittelaktiven Abfälle notwendig ist, die sich generell nicht transmutieren lassen.
Quelle
B.G. nach Transmutex, LinkdIn-Posts von Ende Januar 2025 und vom 10. Februar 2025; ARPA-E Ankündigung Newton-Programm, 16. Juli 2024 und Gewinnerbekanntgabe, 17. Januar 2025; Sprind, LinkedIn-Post vom 10. Februar 2025 und Website, 11. Februar 2025
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