Tiefenlager: Nagra liess Erde beben

Die Nagra hat im Winter 2011/12 in den potenziellen Standortregionen für Tiefenlager seismische Messungen durchführen lassen. Damit gewinnt sie vertiefte Kenntnisse des geologischen Untergrundes. Die Daten werden für die provisorische Sicherheitsanalyse der Etappe 2 des Sachplans geologische Tiefenlager benötigt.

16. Apr. 2012
Um ein Gebiet seismisch zu untersuchen, legen Geologen Messkabel mit Geofonen entlang der Messlinie aus.
Um ein Gebiet seismisch zu untersuchen, legen Geologen Messkabel mit Geofonen entlang der Messlinie aus.
Quelle: Nagra

Vom 24. Oktober 2011 bis zum 7. März 2012 liess die Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) in der Nordschweiz seismische Messungen durchführen. Profile wurden entlang von insgesamt fast 300 km Vermessungslinien aufgenommen. Für die Messungen kamen Vibrationsfahrzeuge und kleine Sprengladungen sowie empfindliche Messsonden (Geofone) zum Einsatz. Bei der sogenannten Reflexionsseismik erzeugen Vibrationsfahrzeuge Schwingungen im Untergrund. Diese Schwingungen breiten sich wellenförmig aus und werden von verschiedenen Gesteinsschichten unterschiedlich reflektiert. Diese Echos zeichnen die Geofone an der Oberfläche auf. In unwegsamem Gelände, wo die Vibrationsfahrzeige nicht hinkommen, werden die Schwingungen mit kleinen Sprengladungen angestossen. Diese werden in Bohrlöchern von wenigen Metern Tiefe gezündet.

Umfangreiche Messungen für ausgeglichenen Kenntnisstand

Die Messkampagne begann am westlichen Rand der Region Jura Ost beim Bözberg im Kanton Aargau. Von dort arbeitete sich der Messtrupp ostwärts vor, bis sowohl die Region Jura Ost wie auch Nördlich Lägern erfasst war. Dabei fanden auch Messungen auf deutschem Staatsgebiet – genauer in der Gemeinde Hohentengen in der Nähe von Kaiserstuhl – statt. Anschliessend wurden die potenziellen Standortregionen für schwach- und mittelaktive Abfälle – Jura-Südfuss und Südranden – vermessen. In beiden Regionen wurden jeweils rund 20 km vermessen. Bis die ausgewerteten Ergebnisse vorliegen, wird es laut Nagra voraussichtlich Ende Jahr.

Mit den jüngsten Messungen sorgte die Nagra für einen ausgeglichenen Kenntnisstand. Die potenziellen Standortkantone hatten im Juni 2010 eine bessere Vergleichbarkeit gefordert. Bekräftigt wurde diese Forderung auch vom Ausschuss der Kantone (AdK), der Vertretung der Standortregionen. Die Regionen Zürich Nordost (geeignet für hoch- wie für schwachaktive Abfälle) und Wellenberg (nur für schwach- und mittelaktive Abfälle) waren schon früher seismisch vermessen worden. Zürich Nordost war vor der Messkampagne am besten untersucht, denn dort hatte die Nagra den Entsorgungsnachweis 2006 erbracht. Die Messungen liefern vertiefte Kenntnisse über den geologischen Untergrund der potenziellen Tiefenlager-Standorte. Die Resultate dienen für provisorische Sicherheitsanalysen im Rahmen der Etappe 2 des Sachplans Geologische Tiefenlager. Diese Etappe begann im November 2011 mit der Zustimmung des Bundesrates zu den sechs von der Nagra vorgeschlagenen Standortgebieten und dauert rund vier Jahre.

Regelmässige Informationsveranstaltungen für die Bevölkerung

Die Vermessungsarbeiten fanden teilweise in dicht besiedeltem Gebiet und in Ortschaften statt. Die Nagra informierte die entsprechenden Gemeinden im Voraus und führte während der Feldarbeiten verschiedene Informationsveranstaltungen durch.

Mini-Erdbeben im Dienst der Wissenschaft: Vibrationsfahrzeug in Unterentfelden (AG).
Mini-Erdbeben im Dienst der Wissenschaft: Vibrationsfahrzeug in Unterentfelden (AG).
Quelle: Nagra

Quelle

M.Re. nach www.seismik-news.ch, und Nagra, Medienmitteilung, 5. Oktober 2011 und News, 6. März 2012, sowie telefonischer Auskunft

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