Studie warnt vor Abhängigkeit von Gas aus dem Ausland nach Atomausstieg in Belgien
Laut einer Studie von Forschern der Universität Antwerpen könnte der Kernenergieausstieg Belgiens zu einer stärkeren Abhängigkeit von Gaskraftwerken oder zu einem deutlichen Anstieg der importierten Strommenge aus den Nachbarländern führen, diese könnten aber möglicherweise nicht liefern.
Die Studie kommt zu dem Schluss, dass Belgien nach der Abschaltung aller seiner sieben kommerziellen Kernkraftwerkseinheiten stark von Stromimporten abhängig sein werde. Etwa ein Drittel des jährlich benötigten Stroms (31%) werden importiert werden müssen. Derzeit sind es etwa 22%. «Dadurch entsteht eine starke Abhängigkeit von den Nachbarländern und es ist fraglich, ob diese tatsächlich solche Überschüsse haben werden», so die Forscher. Dies wiederum könne das Risiko von Stromausfällen erhöhen,
«Wir sehen hauptsächlich zwei grosse Probleme», sagte Kevin Milis, einer der Autoren. Auf der einen Seite befürchtet er eine stärkere Abhängigkeit vom internationalen Gaspreis mit grösserer Preisunsicherheit und möglichen Preiserhöhungen. Andererseits werde sich Belgien stark auf importierten Strom verlassen müssen. «Dabei stellt sich die Frage, ob wir die Kapazität haben, diesen Strom zu importieren, und wird dieser Strom in den Nachbarländern verfügbar sein, wenn wir ihn brauchen?»
Die Studie warnt zudem davor, dass es neben der zunehmenden Abhängigkeit vom Gaspreis weitere Faktoren gebe, die die Energiepreise in die Höhe treiben könnten. Ein Kernenergieausstieg würde sich auf die Grösse und Richtung der Stromflüsse auswirken. «Wenn unser Netz dafür angepasst werden muss, ist das mit hohen und unerwarteten Kosten verbunden», heisst es in der Studie. Die Simulationen in der Studie berücksichtigen nicht den in den kommenden Jahren erwarteten steigenden Strombedarf. Eine Unterschätzung dieses Strombedarfs werde die Folgen nur verstärken.
Belgiens Siebenparteien-Koalition hatte monatelang um die Pläne des Landes gerungen, seine kommerziellen Kernkraftwerkseinheiten – vier in Doel und drei in Tihange – dauerhaft abzuschalten. Im vergangenen Monat erteilte die belgische Atomaufsichtsbehörde ihre vorläufige Genehmigung zur Verlängerung der Lebensdauer von Doel-4 und Tihange-3 und forderte die Regierung auf, im ersten Quartal 2022 eine endgültige Entscheidung in dieser Angelegenheit zu treffen.
Quelle
S.D. nach NucNet, 9. Februar 2022
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