SMR: britische Aufsichtsbehörde prüft sechs Zulassungsanträge für Vorlizenzierung
In Grossbritannien wollen inzwischen sechs Unternehmen die Auslegung ihrer kleinen, modularen Reaktoren (SMR) im Rahmen einer Vorlizenzierung überprüfen lassen. Dazu haben Sie einen Antrag auf die Durchführung eines Generic Design Assessment (GDA) beim Department for Business, Energy and Industrial Strategy (BEIS) gestellt.
Ende 2022 wurde bekannt, dass GE Hitachi Nuclear Energy (GEH) am 20. Dezember 2022 beim BEIS einen Antrag für eine Vorlizenzierungsprüfung gestellt hat und Holtec dies Anfang 2023 tun wird (mehr dazu). Auf der Website des BEIS ist ersichtlich, dass inzwischen nicht nur Holtec Britain, sondern vier weitere Unternehmen einen Antrag für ein solches GDA-Verfahren für ihren SMR gestellt haben. Dabei handelt es sich um Cavendish Nuclear/X-Energy, GMET Nuclear, Newcleo und UK Atomics. Das BEIS entscheidet zuerst darüber, ob die Unternehmen mit ihrem SMR zum GDA zugelassen werden. Bei einem positiven Bescheid prüfen dann die Aufsichtsbehörden während des zirka vier Jahre dauernden Verfahrens die grundsätzliche Zulassungsfähigkeit der standortunabhängigen Anlagenauslegung des SMR, der zukünftig in Grossbritannien eingesetzt werden soll. Beim Rolls-Royce-SMR (Druckwasser-SMR) läuft dieses Verfahren bereits seit März 2022 und es werden Standorte für den SMR und die SMR-Fabrik gesucht.
Cavendish Nuclear/X-Energy
Im May 2022 hat der amerikanische Reaktor- und Kernbrennstoffentwickler X-energy mit dem britischen Unternehmen Cavendish Nuclear eine Absichtserklärung unterzeichnet. Die Zusammenarbeit bezweckt die Einführung des gasgekühlten Hochtemperaturreaktors Xe-100 der Generation IV auf dem britischen Markt. Jeder Reaktor ist für den Betrieb als einzelne elektrische Einheit mit 80 MW ausgelegt und wurde als Anlage mit vier Einheiten und einer elektrischen Leistung von 320 MW optimiert. Die erste SMR-Anlage will X-Energy bereits 2027 in den USA errichten. Um die Kommerzialisierung seiner Technologien weiter voranzutreiben, will X-energy an die Börse.
GMET Nuclear
Die in Grossbritannien ansässige TSP Engineering gehört zur GMET Engineering Group und entwickelt NuCell, einen bleigekühlten modularen, fortgeschrittenen Reaktor. GMET plant diesen nach Abschluss des GDA-Verfahrens in der TSP-Fertigungsanlage in Workington, Cumbria, herzustellen. Der erste NuCell-SMR soll bereits 2027 hergestellt werden. Viel ist über den Reaktor nicht bekannt. Die schwedische Firma LeadCold schreibt aber auf ihrer Website, dass sie mit TSP Engineering in Workington, an der Auslegung und Herstellung eines kompakten Dampferzeugers für den Swedish Advanced Lead Reactor (Sealer) von LeadCold zusammenarbeite.
Newcleo
Das in Grossbritannien ansässige Start-up Newcleo und die italienische Agenzia nazionale per le nuove tecnologie, l’energia e lo sviluppo economico sostenibile (Enea) arbeiten bei der Entwicklung eines kleinen, bleigekühlten Schnellen Rektors zusammen. In Grossbritannien will Newcleo zuerst bis 2030 einen 30-MW-Prototypen liefern, gefolgt von einer ersten Serie von vier bis sechs 200-MW-Reaktoren, die Anfang der 2030er-Jahre in Betrieb gehen sollen.
UK Atomics
Das Mutterhaus von UK Atomics, der dänische Reaktorentwickler Copenhagen Atomics, entwickelt den Waste Burner, einen Flüssigsalzreaktor der Generation IV, den man in Serienfertigung herstellen will. Er soll Thorium sowie Bestandteile von ausgedienten Brennelementen als Startbrennstoff nutzen. Ein nichtnuklearer Prototyp dient für Tests. Bis 2025 will man einen 1-MW-Demonstrationsreaktor in Betrieb haben. Der finale Copenhagen Atomics Waste Burner wird dereinst eine thermische Leistung von 100 MW haben und soll 2028 ausserhalb Dänemarks in Betrieb gehen. Unlängst gab Copenhagen Atomics bekannt, dass in einer neuen Finanzierungsrunde EUR 20 Mio. für die Weiterentwicklung des Reaktors aufgebracht wurden.
Quelle
B.G. nach BEIS, Website zu Advanced Nuclear Technologies, 4. Januar 2023; Silicon Canals, Bericht, 6. Januar 2023; Cumbria Guide, Bericht, 3. Januar 2023; Newcleo, Website; X-energy, Medienmitteilung, 11. Mai 2022;
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