Senegal: umweltfreundliche Methode zur Bekämpfung der Tsetsefliege

In Senegal ist eine Bestrahlungstechnik eingesetzt worden, mit der die Population der Tsetsefliege verkleinert werden konnte, ohne andere Insekten zu schädigen. Dies zeigt eine achtjährige Studie, welche die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO) zusammen mit der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) unterstützte. Die Regierung der USA half bei der Finanzierung des Projekts im Rahmen der Peaceful Uses Initiative.

21. Jan. 2020

Die in Nature’s Scientific Reports veröffentlichte Studie ist Teil eines Projekts, das dem westafrikanischen Land Senegal helfen soll, die Tsetsefliege in Niayes – einem 1000 km2 grossen fruchtbaren Tal in der Nähe der Hauptstadt Dakar – auszurotten. Dies geschieht mithilfe von mit Insektiziden imprägnierten Fallen und der anschliessenden Anwendung der sogenannten Sterile Insect Technique (SIT).

Die SIT ist eine Methode zur Empfängnisverhütung bei Fliegen, bei der in Aufzuchten gehaltene männliche Fliegen mit Gammastrahlen unfruchtbar gemacht werden. Wenn sich die freigelassenen Männchen mit wildlebenden Weibchen paaren, werden keine Nachkommen gezeugt, wodurch die Insektenpopulation mit der Zeit abnimmt.

Die blutsaugende Tsetsefliege überträgt die Parasiten Trypanosoma, welche die Nagana-Seuche verursachen. Sie führt bei Rindern zu Unfruchtbarkeit, Gewichtsverlust und verminderter Milch- und Fleischproduktion. Kranke Rinder, die zu gebrechlich sind, um Land zu pflügen oder Erzeugnisse zu transportieren, wirken sich auch auf den Pflanzenanbau aus. In einigen Teilen Afrikas überträgt die Tsetsefliege auch die für Menschen oft tödlich verlaufende Schlafkrankheit.

In acht aufeinanderfolgenden Jahren wurden an fünf wichtigen Stellen des Tals Insektenfallen während einer Woche im Oktober/November aufgestellt, der Zeit mit der höchsten Insektenvielfalt und -dichte nach der Regenzeit. Die Studie untersuchte Rosenkäfer und Edelfalter und zeigte, dass die Tsetsefliege-Ausrottungskampagne eine nur sehr begrenzte Auswirkung auf die Populationen dieser Käfer und Falter hatte. Kleine Schwankungen in den Populationen wurden verzeichnet, als Insektizide verwendet wurden, um für eine effektive SIT-Anwendung vorzubereiten. Die Käfer- und Schmetterlingspopulationen kehrten jedoch sofort auf das Niveau vor der Intervention zurück, als die Insektizidapplikation endete und die Freisetzung von sterilen männlichen Tsetsefliegen begann. Dies zeigt laut Studie auf, dass die SIT-Methode die Umwelt nicht schädigt. Die Tsetsefliege selbst spielt laut Jeremy Bouyer, medizinischer Entomologe und Studienkoautor, in der lokalen Umwelt keine bedeutende Rolle, da sie keine Pflanzen bestäubt und keine wesentliche Beute für andere Insekten oder Vögel darstellt.

«Die Auswirkungen der Ausrottungsmassnahmen auf die Umwelt sind minimal und vorübergehend, und der erhebliche Rückgang der Tsetsefliege – über 98% – ist sehr ermutigend», erklärte Mireille Bassene, Mitautorin der Studie und medizinische Entomologin am Institut Sénégalais de Recherches Agricoles (ISRA), eines der am Projekt beteiligten Unternehmen.

«Jede in der Umwelt durchgeführte Kontrollmassnahme mit oder ohne Einsatz von Insektiziden erfordert eine Umweltverträglichkeitsprüfung», erklärte Bouyer. «Die Studie belegt, dass SIT eine umweltfreundliche Methode ist und dass es uns gelungen ist, die Tsetsefliege nahezu auszurotten, ohne das Ökosystem zu beeinträchtigen.»

Quelle

M.A. nach IAEO, Medienmitteilung, 14. Januar 2020, und M. Ciss et al., Environmental impact of tsetse eradication in Senegal, in: Scientific Reports volume 9, article number: 20313 (2019)

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