Schweizer fürchten Stromlücke und wollen unabhängige Energieversorgung
Die Schweizer Bevölkerung stuft die drohende Stromverknappung als grosses Zukunftsrisiko ein. Dies zeigt die im Auftrag der Alpiq durchgeführte Meinungsumfrage «Perspektiven», die das Verhalten, die Sorgen und die Erwartungen der Schweizer Stromverbraucher erfasst. Rund neun von zehn Befragten fordern einen Ausbau der Stromerzeugung im Inland.
Bereits 2006 und 2008 wurden im Rahmen der «Perspektiven», damals unter dem Namen «Eclairages», Verbraucher in der Romandie über ihr Verhalten, ihre Sorgen und Erwartungen im Zusammenhang mit Strom befragt. Im Jahr 2009 wurde die vom Link Institut in Lausanne durchgeführte Meinungsumfrage auf die gesamte Schweiz ausgeweitet und erfasste die Aussagen von 1202 Männern und Frauen im Alter zwischen 18 und 74 Jahren. Die telefonischen Befragungen fanden vom 19. März bis 30. April 2009 statt.
Lieber kleine Gesten als radikale Verhaltensänderungen
Der in den französischsprachigen Regionen in den Vorjahren beobachtete Trend bestätigte sich für die Gesamtschweiz: Je grösser das erforderliche Engagement, desto weniger passt die Bevölkerung ihr Verhalten an. 80–90% der Befragten sind zu kleinen Gesten bereit, beispielsweise die Heizung niedrig einzustellen oder ein unnötig brennendes Licht auszuschalten. Nur 50% geben aus ökologischen Gründen den öffentlichen Transportmitteln den Vorzug und lediglich 35% verwenden «grüne Energie» für ihren privaten Verbrauch.
Verantwortungsvolle Stromverbraucher
Die Schweizer Stromverbraucher wurden anhand ihrer Einstellung zu Energiesparmassnahmen sechs Rasterbildern zugeordnet. Es scheint, dass der Anteil engagierter Westschweizer («Activists», «Money-Savers» und «Doers») zwar zunimmt (2008: 54%, 2009: 57%), die Deutschschweizer aber mit dem Strom sparsamer umgehen (65%) und den nationalen Durchschnitt verantwortungsvoller Verbraucher auf 63% anheben. Auf die drei sorglosesten Kategorien («Talkers», «Hedonists» und «Devil-May-Care») entfielen 37% der Befragten; Männer und jüngere Personen bildeten in dieser Kategorie den grössten Anteil.
Die Gunst gilt der neuen erneuerbaren Energie
Im Durchschnitt schätzten die Befragten den Anteil der Stromproduktion aus Wasserkraft auf 32% – in Wirklichkeit sind es 55% – und jenen aus Kernkraft auf 36% – tatsächlich sind es 40%. Den Anteil der neuen erneuerbaren Energien bezifferten sie mit 11%; effektiv beträgt er weniger als 2%.
Die Kluft zwischen Tatsachen und Wunschdenken wird bei den Zukunftsprognosen noch grösser. Die befragten Schweizer rechneten damit, dass ihr Land bis 2030 zu 43% mit neuen erneuerbaren Energien versorgt wird. Die auf optimistischen Szenarien beruhenden Zielvorgaben des Bundes gehen von 10% aus. Grund für die fehlenden Kenntnisse über das tatsächliche Potenzial der einzelnen Stromproduktionsmethoden ist ohne Zweifel ein Mangel an Information. Er zeigt sich auch daran, dass praktisch alle – 97% der Befragten – nichts über die Vier-Säulen-Strategie des Bundesrats zur Lösung der künftigen Stromversorgungsproblematik wussten.
Unterstützung einer unabhängigen Energieversorgung
Im Zusammenhang mit der Energiesituation unseres Landes nannten mehr als 40% der Befragten das Problem der Stromknappheit. Als dessen Lösung bevorzugten sie die Entwicklung neuer erneuerbarer Energien (57%), gefolgt von der Optimierung der Wasserkraft (17%) und der Stabilisierung des Verbrauchs (13%). Der Bau neuer Grosskraftwerke stand an zweitletzter Stelle (10%), knapp vor den Stromimporten (1%). Die grosse Mehrheit der Befragten (86%) – insbesondere im Tessin (90%) – sprach sich für eine unabhängige Energieversorgung der Schweiz aus.
Quelle
D.S. nach Alpiq, Medienmitteilung, 10. August 2009