Schweizer Energiezukunft aus FRE-Sicht

«Energie zu konsumieren ist kein Selbstzweck und sollte nicht Gegenstand eines Ideologiestreits sein. Es ist ein Mittel zur Sicherung der Entwicklung und des Wohls der Menschen.» Davon geht Nationalrat Serge Beck als Präsident der Fédération romande pour l'énergie (FRE) in der Einleitung zu einer neuen Broschüre dieser Westschweizer Vereinigung für eine sichere und ausreichende Energieversorgung aus.

31. Aug. 2006

Beck stellt fest, wie verletzlich die Schweiz heute auf diesem Gebiet ist, und fragt sich: «Wie ist das Gewicht der fossilen Brennstoffe in unserer Versorgung zu verringern? Wie ist ein künftiger Strommangel zu vermeiden? Welches Potenzial haben Ersatzquellen realistisch?» Für Serge Beck ist die Zeit gekommen, um auf diese und weitere Fragen konkrete Antworten zu liefern. Mit der Broschüre, die der Wissenschaftliche Beirat der FRE unter dem Vorsitz von Raymond Lafitte, Titularprofessor der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne für Wasserkraftwerke und Entwicklung der Wasserressourcen, verfasst hat, will die FRE ihren Beitrag leisten. Die Broschüre hat zum Ziel, das Verständnis für Energiefragen zu fördern, die wissenschaftlichen Grundlagen zu klären, die wahrscheinlichsten Voraussagen zu präsentieren und das Potenzial der verschiedenen Energiequellen einander gegenüberzustellen. Die 74 Seiten umfassende Broschüre mit dem Titel «Quelles énergies pour demain? La Suisse à l'heure des choix» ist bei der FRE (Postfach 673, 1001 Lausanne) zu beziehen oder direkt von der Website herunterzuladen.

Vor wichtigen Entscheiden

In der Broschüre kommt der Wissenschaftliche Beirat der FRE zum Schluss, die Schweiz gehe mit ihren Energieressourcen im Vergleich zu anderen Ländern recht sparsam um. Indessen werde die Nachfrage auch in Zukunft ansteigen. Der FRE-Beirat schätzt die Bedarfszunahme bis 2030 auf fast 20% ein, um 1050 Petajoule (PJ) zu erreichen. Den höchsten Zuwachs erwartet er bei der elektrischen Energie, nämlich um 40% gegenüber 2003 auf 280 PJ bis 2030. Mit grösseren Anstrengungen beim Ausbau der vorhandenen Wasserkraftwerke könnten diese 120 PJ liefern, die anderen einheimischen Erneuerbaren weitere 10 PJ. Doch woher sollen die restlichen 150 PJ stammen, wenn die Kernkraftwerke Beznau und Mühleberg um 2020 das Ende ihrer Lebensdauer erreichen werden? Zur Deckung der Lücke von rund 100 PJ oder 30 Mrd. kWh hält der FRE-Beirat die folgenden drei Lösungsmöglichkeiten für realistisch:

  • Stromimport (sehr wahrscheinlich aus Kernkraftwerken) mit den Risiken, die ein immer angespannterer europäischer Markt bietet
  • Bau klassischer Wärmekraftwerke-zu m Beispiel acht 500-MW-Gaskraftwerke - mit der Unsicherheit einer volatilen Preisentwicklung und einem Anstieg der CO2-Emissionen um 11 Mio. t oder 26% gegenüber heute
  • Erneuerung des Kernkraftwerkparks - zum Beispiel durch drei 1500-MW-Einheiten der neuesten Reaktorgeneration - mit den damit verbundenen möglichen Akzeptanzproblemen bei der Bevölkerung


Bei der Beurteilung der Potenziale sowie der Abwägung der Vor- und Nachteile der verschiedenen Lösungen lehnt sich der FRE-Beirat wesentlich an die Publikation «Erneuerbare Energien und neue Nuklearanlagen» des Paul Scherrer Instituts an. Zusätzlich stellt der FRE-Beirat Betrachtungen über den künftigen Wärmebedarf und seine Deckung ab. Grosse Potenziale sieht er hier bei Einsparungen im Gebäudebereich und der Förderung einheimischer erneuerbarer Energien. Demnach könnten Erneuerbare bis 2030 im günstigsten Fall und mit einem ausserordentlichen Investitionsaufwand 23% des Endenergiebedarfs decken, davon zur Hälfte die Wasserkraft.
Zusammenfassend kommt der FRE-Beirat in seinem Bericht zum Schluss, es gebe keine ideale Lösung der Energiefrage. Es sei an der Gesellschaft, die in nächster Zukunft fälligen Entscheide zu treffen, um nicht das Risiko einer unzureichenden Landesversorgung einzugehen.

Quelle

P.B. nach FRE, Bericht «Quelles énergies pour demain?», Erstauflage Januar 2006

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