Schweiz: Mehrheiten halten KKW für sicher und stimmen Neubau zu
Eine Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizern ist damit einverstanden, die bestehenden Kernkraftwerke nach ihrer Ausserbetriebnahme durch neue zu ersetzen. Zudem stuft eine grosse Mehrheit der Befragten (82,4%) die Schweizer Kernkraftwerke als sicher ein, wie bereits in den Jahren zuvor. Dass Strom aus Kernkraftwerken praktisch CO2-frei ist und so mithilft, die Klimaerwärmung zu begrenzen, wird hingegen immer noch zu wenig zur Kenntnis genommen. Diese und weitere Ergebnisse liefert die im Auftrag der swissnuclear im Oktober 2009 durchgeführte Umfrage zur Kernenergie.
Bereits zum zehnten Mal in Folge führte das Marktforschungsinstitut Demoscope im Auftrag der swissnuclear eine repräsentative Telefonbefragung durch. Befragt wurden insgesamt 2227 Personen aus der Deutsch- und Westschweiz sowie dem Tessin, darunter 1166 Frauen und 1061 Männer. Ziel der jährlichen Umfrage war es, die Grundstimmung in der Schweiz zur Kernenergie zu messen und die Sicht der Bevölkerung zu Fragen der Kernenergie festzustellen.
Zusammenfassend kann die Haltung der Schweizerinnen und Schweizer zur Kernenergie als «kritisch, aber zustimmend» bezeichnet werden. Über die letzten fünf Jahre ist insgesamt ein Trend zu einer höheren Akzeptanz der Kernenergie festzustellen. Kernenergie wird von einer Mehrheit der Befragten als notwendig für eine zuverlässige Stromversorgung in der Schweiz erachtet. Der Anteil der Bürgerinnen und Bürger, die davon ausgehen, dass die Schweiz die bestehenden Kernkraftwerke für die Stromversorgung benötigt, ist leicht auf 73% gestiegen (Vorjahr 70,4%). Zudem zeigen die Befragten grosses Vertrauen in die Sicherheit der Kernkraftwerke. Auf hohem Niveau konnte dieser Wert gegenüber dem Vorjahr um 3% auf 82,4% gesteigert werden.
Neue Kernkraftwerke finden knappe Mehrheit
Kernenergie werde auch in Zukunft einen wichtigen Beitrag zur weltweiten Stromversorgung leisten: Rund die Hälfte der Befragten (49,7%) geht davon aus, dass in zehn Jahren global mehr Kernkraftwerke in Betrieb sein werden als heute.
Die Grundstimmung zum Ersatz bestehender Kernkraftwerke fällt – wie schon im Vorjahr – positiv aus. 54,6% der Befragten stimmen einem Ersatz durch eine neueste Generation von Kernkraftwerken zu. 41,1% sind dagegen, während sich 4,3% noch keine Meinung gebildet haben. Hauptgründe für den Ersatz sehen die Befragten im steigenden Stromverbrauch (62%), gefolgt von einer zunehmenden Auslandsabhängigkeit der Stromversorgung (56%) und einer Verschärfung des Klimaproblems (56%).
Klimafreundlichkeit der Kernkraftwerke noch zu wenig erkannt
Die Tatsache, dass Strom aus Kernkraftwerken praktisch CO2-frei ist, wird zwar immerhin von 41% der Befragten anerkannt, während aber 42,2% der Meinung sind, dass Kernkraftwerke das CO2-Problem nicht vermindern. Stephan Döhler, Präsident der swissnuclear, meinte dazu: «Der Vorteil, dass Strom aus Kernenergie nicht nur wirtschaftlich, sondern auch praktisch CO2-frei ist, scheint tatsächlich noch zu wenig bekannt. Im Zuge der Klimadiskussion wird oft nur von den Erneuerbaren gesprochen. Dabei leisten KKW einen entscheidenden Beitrag. Für den Klimaschutz verfügt die Schweiz im Verbund mit der Wasserkraft über eine hervorragende Ausgangslage, die im Europavergleich aussergewöhnlich ist.»
Differenzen nach Geschlecht und Landesteil bleiben
Nach wie vor äussern sich die Frauen zur Kernenergie skeptischer als die Männer. Die Frage, ob bestehende Kernkraftwerke durch neue ersetzt werden sollen, wird zwar seit zwei Jahren von einer relativen Mehrheit der Schweizer Frauen (49,8%) bejaht. Jedoch zeigen sich die Männern in diesem Punkt mit 59,9% Ja-Stimmen viel überzeugter.
Die Deutschschweizer Bevölkerung hat weniger Vorbehalte gegenüber der Kernenergie als die Westschweizer. Insgesamt indessen beurteilt eine klare Mehrheit der West- und Deutschschweizer die Kernanlagen in der Schweiz als sicher (Westschweiz: 72,2%, Deutschschweiz: 85,7%) und erachtet die Kernkraftwerke als notwendig für eine ausreichende Stromversorgung (Westschweiz: 70%, Deutschschweiz: 73,9%).
Mehrheit hält Entsorgung für lösbar
Die Entsorgung der radioaktiven Abfälle wird als grosse gesellschaftliche Herausforderung wahrgenommen, nicht aber als unlösbar. Mit 53,5% (+4,3%) hält eine knappe Mehrheit der Befragten die Lagerung radioaktiver Abfälle in der Schweiz für lösbar.
Quelle
M.A. nach swissnuclear, Medienmitteilung und Ergebnisse der 10. Eckwertstudie 2009, 29. Januar 2010