Russische Kernkraftwerke für Grossbritannien?
Der russische Staatskonzern Rosatom, die finnische Fortum Oyj und die britische Rolls-Royce plc haben ein Zusammenarbeitsabkommen unterzeichnet. Die drei Unternehmen wollen gemeinsam die Möglichkeit zum Bau und Betrieb von Kernkraftwerken mit fortgeschrittener russischer Reaktortechnologie in Grossbritannien untersuchen.
Die Rolls-Royce wird in der Zusammenarbeit mit der Rosatom und der Fortum ihr Fachwissen über das Vorlizenzierungsverfahren für neue Reaktorauslegungen in Grossbritannien einfliessen lassen. Ihre Vertragspartner anerkennen zudem das breite technische Know-how des Ingenieurunternehmens. Die Fortum verfügt ihrerseits über Erfahrung beim Betrieb von Kernkraftwerken russischer Bauart. Der Energieversorger betreibt und unterhält im finnischen Loviisa seit über 30 Jahren zwei Druckwasserreaktoreinheiten russischer Bauart (WWER, 496 MW). Die Fortum bringt ein breites Fachwissen mit und ist daran interessiert, sich an möglichen Bauprojekten fortgeschrittener WWER-Blöcken in Grossbritannien zu beteiligen. Sie hat jedoch nach eigenen Angaben noch keinen Investitionsentscheid getroffen.
Die Vertragspartner malen sich gute Chancen im Energiemarkt Grossbritanniens aus, da ein Grossteil des Kernkraftwerksparks mittelfristig das Betriebsende erreichen wird. Unterstützend strebt die britische Regierung eine radikale Verringerung der CO2-Emmissionen an und will dazu eine investitionsfreundliche Basis für neue Kernkraftwerke im eigenen Land schaffen. Beim am weitesten fortgeschrittenen Neubauprojekt am Standort Hinkley Point C laufen zurzeit Verhandlungen zwischen der EDF Energy plc und der Regierung über die finanziellen Rahmenbedingungen. Die Rosatom will den Ausgang dieser Verhandlungen abwarten, bevor sie entscheidet, ob sie in den britischen Energiemarkt einsteigt, wie der stellvertretende Geschäftsführer der Rosatom, Kirill Komarow, in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters Mitte August 2013 erklärte.
Moderne Druckwasserreaktoren russischer Bauart zählen laut Rosatom zu den am weitesten fortgeschrittenen Reaktortypen, die heute auf dem Markt erhältlich sind. Die Rosatom ist bereits an verschiedenen Neubauprojekten weltweit beteiligt wie zum Beispiel in Finnland, in Indien oder in der Türkei.
Das nun abgeschlossene Zusammenarbeitsabkommen ist eine Weiterführung der strategischen Kooperation zwischen der Fortum und der Rosatom von 2010. Die Rolls-Royce und die Rosatom arbeiten seit der Unterzeichnung einer Absichtserklärung im September 2011 zusammen.
Quelle
M.B. nach Reuters, Mitteilung, 13. August, sowie Fortum, Rolls-Royce, und Rosatom, Medienmitteilungen, 5. September 2013