Reaktordruckgefäss für Weissrussland verlässt russische Fabrik
Nach einem Unterbruch von fast dreissig Jahren verlässt erstmals wieder ein Reaktordruckgefäss die russische Atommasch-Fabrik. Ziel des Schwertransports ist Weissrussland.
Die russische OJSC Atomenergomasch (AEM), die Maschinenbausparte des russischen Staatskonzerns Rosatom, hat mit einer Feier die Fertigstellung des Reaktordruckbehälters für das erste weissrussische Kernkraftwerk begangen. Im Nordosten Weissrusslands entstehen nahe der litauischen Grenze zwei WWER-1200-MW-Druckwasserreaktoreinheiten der neuen russischen Baureihe AES-2006. Die AEM liefert sämtliche nukleare Komponenten.
Der Produktionsprozess für den 330 t schweren Reaktordruckbehälter nahm gemäss AEM 840 Tage in Anspruch. Während dieser Zeit durchlief der Behälter 315 Qualitätsposten. Er wird nun per Schiff und Zug nach Weissrussland transportiert.
Neustart in der Nuklearindustrie
Die AEM in der Stadt Wolgodonsk hatte seit 1986 kein Reaktordruckgefäss mehr gefertigt. Nach dem Zerfall der Sowjetunion verlor die Produktionsstätte praktisch ihre gesamte nukleare Kompetenz. 2012 übernahm der Rosatom-Konzern die Fabrik und beschloss, die Kernenergiesparte wiederzubeleben. In den letzten drei Jahren wurde die Fabrik für RUB 2 Mrd. (CHF 31 Mio.) modernisiert. Sie ist nun als einzige Russlands in der Lage, den gesamten nuklearen Teil eines Kernkraftwerks vor Ort zu produzieren und sie verfügt gemäss AEM über genügend Kapazität, um bis zu vier Grossaufträge im Jahr abzufertigen. Zurzeit werden in der Atommasch die Reaktorkomponenten für die Projekte in Nowoworonesch, Rostow und das weissrussische Belarus produziert. Folgen werden die nuklearen Komponenten für die Neubauprojekte im türkischen Akkuyu sowie im indischen Kudankulam.
Quelle
S.Ry. nach AEM, Medienmitteilung, 14. Oktober 2015