Rasche und konkrete Lösungen für radioaktive Abfälle gefordert
Eine überwiegende Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizer will die Entsorgung der radioaktiven Abfälle nicht auf nachfolgende Generationen abschieben. Sie fordern rasche und konkrete Lösungen. Dies ist eines der Ergebnisse einer Umfrage über Kernenergie und radioaktive Abfälle, die im Auftrag des Bundesamtes für Energie (BFE) durchgeführt worden ist.
Im Juni 2013 wurden 1015 Schweizer Bürgerinnen und Bürger im Auftrag des BFE zu ihrer Haltung zur Kernenergie und der Entsorgung der radioaktiven Abfälle befragt. Eine identische Umfrage wurde bereits vor fünf Jahren durchgeführt.
Ein Vergleich der Umfrageresultate zeigt, dass sich die skeptische Haltung der Schweizer Bürger gegenüber der Kernenergie verstärkt hat: 57% der Befragten sprachen sich in der diesjährigen Umfrage eher oder vollständig gegen die Kernenergie aus. Das ist ein signifikanter Anstieg gegenüber der Umfrage von 2008. Damals lag der Wert bei 52%. Demgegenüber befürworteten 41% die Kernenergie (2008: 40%). Mit 49% war der Anteil der Kernenergie-Befürworter bei den Männern bedeutend höher als bei den Frauen (34%). In ländlichen Gegenden fand die Kernenergie mit 47% wesentlich mehr Befürwortung als in grossen Städten (28%). Zudem lag die Befürwortungsrate in der Deutschschweiz, wo alle fünf Kernkraftwerke der Schweiz stehen, zwischen 43% und 46% und somit deutlich höher als in der französisch- (33%) oder der italienisch-sprachigen (33%) Schweiz.
Haltung gegenüber radioaktiven Abfällen und geologischen Tiefenlagern
95% der Befragten waren der Ansicht, dass jetzt eine konkrete Lösung für die Entsorgung der radioaktiven Abfälle gefunden werden muss und das Problem nicht nachfolgenden Generationen überlassen werden darf (2008: 97%). Gleichzeitig fanden 82% aller Befragten, dass es keine sichere Lösung für die Entsorgung der radioaktiven Abfälle gebe (2008: 77%). Würde ein geologisches Tiefenlager in der Nähe ihres Wohnorts gebaut, so möchten 51% der Befragten persönlich informiert und in den Entscheidungsprozess einbezogen werden. 25% möchten diese Entscheide lieber der verantwortlichen Behörde überlassen. Weiter sah die Hälfte der Befragten die geologische Tiefenlagerung der radioaktiven Abfälle als die am besten geeignete Methode für die langfristige Lagerung an. Falls ein geologisches Tiefenlager in ihrer Nähe gebaut würde, befürchtete auch die Hälfte der Befragten mögliche Auswirkungen auf die Gesundheit und die Umwelt. Das Risiko, dass radioaktive Stoffe entweichen könnten, beunruhigte 28% und einige der Befragten machten sich auch Gedanken über die Abfalltransporte zum Endlager (10%), terroristische Anschläge (5%) oder den möglichen Wertverlust von Grundstücken und Immobilien (4%).
Wissensstand über radioaktive Abfälle
Fast zwei Drittel der Befragten fühlten sich über radioaktive Abfälle zu wenig informiert (2008: 58%). Tatsächlich gingen beispielsweise rund 47% der Befragten fälschlicherweise davon aus, dass die Schweiz derzeit radioaktive Abfälle im Meer versenkt. 71% der Befragten wussten, dass es verschiedene Abfallkategorien (schwach-, mittel- und hochaktive Abfälle) gibt und dass radioaktive Abfälle auch in Forschungszentren (79%) sowie in Spitälern (75%) und gewissen Industriebranchen (65%) anfallen. Die Frage, ob sämtliche radioaktive Abfälle sehr gefährlich sind, befürworteten 85% der Befragten.
Vertrauenswürdigkeit der Informationsquellen
Schweizer Bürger schätzten Informationen über radioaktive Abfälle vor allem dann als vertrauenswürdig ein, wenn diese aus unabhängigen Quellen stammen, insbesondere von Nichtregierungsorganisationen (38%), Wissenschaftlern (36%) sowie internationalen Organisationen, die sich für die friedliche Nutzung der Kernenergie einsetzen (33%). Ein knappes Drittel der Befragten erachteten die Informationen der Nagra als vertrauenswürdig. Dieser Wert ist seit der Umfrage im Jahr 2008 (24%) deutlich gestiegen. Rund ein Fünftel vertraute auf die Informationen des Bundesrats. Ebenso viele vertrauten den Informationen der Nuklearindustrie. Am wenigsten Vertrauen hatten die Befragten in die Informationen der Medien (7%).
Quelle
D.S. nach BFE, Medienmitteilung, 18. September 2013