PSI-Forscher arbeiten an der Kerntechnik von morgen
Das Paul Scherrer Institut (PSI), das grösste Forschungszentrum für Natur- und Ingenieurwissenschaften in der Schweiz, erforscht unter anderem neue Technologien für eine effiziente, umweltschonende und sichere Energieversorgung. Prof. Joël Mesot, Direktor des PSI, verdeutlichte an der Jahresversammlung des Nuklearforums Schweiz die Herausforderungen in der Kernenergieforschung und verwies auf die Vorteile der Forschung an den Grossanlagen des PSI.
Als ein Beispiel nannte Mesot die Entwicklung und den erfolgreichen Betrieb eines 1-MW-Flüssigtargets an der Spallationsneutronenquelle SINQ des PSI – ein wichtiger Schritt zum Bau einer Anlage zur Transmutation langlebiger radioaktiver Materialien in kurzlebige mit einer Lebensdauer von nur einigen hundert Jahren. «Das Experiment ist ein Jahr lang gelaufen und wir konnten nachweisen, dass dieses Konzept machbar ist», erkläre Mesot. Als nächster Entwicklungsschritt soll in Belgien eine Testanlage gebaut werden, die mit einem Reaktor gekoppelt ist (Bulletin 3/2010).
Nutzen weit über die Energietechnik hinaus
Als weiteres Beispiel für ein Spin-off der Nukleartechnik nannte Mesot das Verfahren, mittels Neutronenstreuung die Vorgänge in einer Brennstoffzelle direkt zu beobachten – ein Forschungsprojekt in Zusammenarbeit mit der Industrie, insbesondere den Automobilherstellern. Ebenfalls ein Spin-off der Kernforschung ist die medizinische Strahlentherapie und neuerdings die Protonentherapie. Ihr Vorteil ist, dass der Protonenstrahl sehr gut beherrschbar ist, so dass der zu behandelnde Tumor genau getroffen werden kann, was unerwünschte Nebenwirkungen minimiert. Mesots Fazit: «Die Nukleartechnologie hat eine wesentliche Bedeutung für die Gesellschaft, weit über die Energietechnik hinaus. Das sollten wir besser kommunizieren.»
Schliesslich stellte Mesot die nächste am PSI geplante Grossforschungsanlage vor: den Freien-Elektronen-Röntgenlaser SwissFEL. Damit wollen die Forscher die Bewegung von Atomen aufzeichnen – also sozusagen von der heutigen «Molekular-Fotografie» zum eigentlichen «Molekular-Filmen» fortschreiten. Die Maschine erlaubt interdisziplinären Teams aus Biologie, Chemie, Physik, Materialwissenschaften und weiteren Fachgebieten, Einblicke in das Innere von Materialien und die darin ablaufenden physikalischen Prozesse zu gewinnen. Mit dem SwissFEL, der 2016 den Betrieb aufnehmen soll, verfolge das PSI konsequent seine Strategie, im internationalen Forschungswettbewerb an der Spitze mitzuhalten.
Quelle
M.S.