Polnischer Forschungsreaktor als neuer Radioisotopenproduzent
Der polnische Forschungsreaktor Maria wird der Covidien, einer führenden globalen Anbieterin medizinischer Produkte, das Isotop Molybdän-99 (Mo-99) liefern und somit Covidiens Bedarf decken helfen. Die Covidien hat die Unterzeichnung eines entsprechenden Abkommens mit dem polnischen Institut für Kernenergie (IAE Polatom) am 17. Februar 2010 bekannt gegeben.
Das aus in Polen produziertem Mo-99 gewonnene Technetium-99-m (Tc-99-m) soll innerhalb der nächsten dreissig Tage für die europäische Nachfrage zur Verfügung stehen, so die Covidien, ein global tätiges Unternehmen mit Sitz in Dublin (Irland) und Mansfield (Massachusetts, USA). Die Genehmigung der amerikanischen und der kanadischen Behörden steht noch aus.
Mo-99 beziehungsweise das Tochterisotop Tc-99-m ist von erheblicher Bedeutung für die medizinische Diagnostik, denn es wird bei rund 80% aller Untersuchungen mit Radionukliden verwendet. Jährlich werden weltweit mehr als 35 Mio. nuklearmedizinische Handlungen durchgeführt, mehr als die Hälfte davon in den USA.
Timothy R. Wright, Präsident der Sparte Pharmaceuticals der Covidien, meinte zur Vereinbarung: «Dies ist ein historisches Abkommen. Zum ersten Mal seit Jahrzehnten ist der globalen Lieferkette für medizinische Isotope ein neuer Reaktor hinzugefügt worden. Wir freuen uns, dass wir fortan gemeinsam über einer Million Patienten weltweit den Zugang zu wichtigen medizinischen Isotopen verschaffen können, dies in einer Phase der Verknappung.»
HFR für mehrere Monate ausser Betrieb
Die Bekanntgabe der Unterzeichnung erfolgte zwei Tage bevor der Hochflussreaktor HFR des European Union Joint Research Centre (JRC) im holländischen Petten während mehrerer Monate für planmässige Reparaturarbeiten im primären Kühlwasserkreislauf abgestellt wird. Die übrigen Forschungs- und Versuchsreaktoren, die Covidien beliefern, sind der BR2 in Belgien, der Osiris in Frankreich und der Safari in Südafrika. Kanadas National Research Universal (NRU) ist seit Mai 2009 wegen Instandsetzungsarbeiten abgestellt. Wenn in Betrieb, liefern der HFR und der NRU zusammen rund 65% des weltweiten Bedarfes an medizinischen Isotopen.
Forschungsreaktor Maria
Der Forschungs- und Versuchsreaktor Maria – eine 30-MW-Hochfluss-Schwimmbadeinheit in Otwock-Świerk, rund 30 km südöstlich von Warschau – wurde zunächst von 1975 bis 1985 betrieben, bevor er für eine vollständige Neuauslegung abgeschaltet wurde. Seit seiner Wiedereröffnung 1993 war er praktisch ununterbrochen verfügbar. Als vergleichsweise junger Forschungsreaktor wird Maria voraussichtlich bis über 2020 hinaus weiterlaufen.
Quelle
M.A. nach Covidien, Medienmitteilung, 17. Februar, und NRG, Medienmitteilung, 19. Februar 2010