Partnerschaftsvereinbarung zwischen Newcleo und CEA zu Reaktor der Generation IV

Die in Grossbritannien ansässige Reaktorentwicklerin Newcleo und das Commissariat à l’énergie atomique et aux énergies alternatives (CEA), eine staatliche französische Forschungseinrichtung, haben eine Partnerschaftsvereinbarung unterzeichnet. Diese soll dazu beitragen, die Entwicklung des bleigekühlten Schnellen Demonstrations- und Testreaktors LFR AS-30 von Newcleo voranzubringen, der in Frankreich gebaut werden soll. Auch in Grossbritannien selbst macht das Unternehmen Fortschritte.

15. Apr. 2024
Newcleo stellt Reaktorkonzept vor
Alberto De Min, Chief Business Officer / Managing Director Switzerland von Newcleo, stellt das Reaktorkonzept an einer Konferenz vor.
Quelle: Newcleo via X

Mitte 2023 wurde Newcleo im Rahmen der Projektausschreibung «Réacteurs nucléaires innovants» des Investitionsplans «France 2030» der französischen Regierung als ein Gewinner ausgezeichnet. Die Pläne von Newcleo sehen um 2030 herum in Frankreich den Bau des 30-MWe-Demonstrations- und Testreaktors LFR-AS-30 und 2032 in Grossbritannien den Bau der ersten kommerziellen 200-MWe-Anlage LFR-AS-200 vor. Beides sind bleigekühlte Schnelle Reaktoren der Generation IV. Auch will das Unternehmen eine Anlage zur Herstellung von Uran-Plutonium-Mischoxidbrennstoff (MOX) für seine Schnellen Reaktoren in Frankreich bauen. Die Projekte in Frankreich sind gemäss Newcleo mit einer Gesamtinvestition von EUR 3 Mrd. verbunden.

Partnerschaftsvereinbarungen mit NAAREA und CEA
«Newcleo beabsichtigt, das einzigartige Know-how Frankreichs im Bereich der Kernenergie zu nutzen», geht «Partnerschaften mit nationalen staatlichen und privaten Organisationen» ein und will so die Entwicklung seiner Schnellen Reaktoren voranbringen, gab das Unternehmen bekannt. Im Januar 2024 hatte Newcleo bereits mit dem französischen Unternehmen NAAREA eine Partnerschaftsvereinbarung abgeschlossen, das einen Mikroreaktor mit schnellen Neutronen und Flüssigsalzen entwickelt.

Durch die neue Partnerschaftsvereinbarung mit CEA möchte Newcleo von den Erfahrungen und technologischen Innovationen der staatlichen Forschungseinrichtung – insbesondere bei Technologien der Generation IV – profitieren. Die Zusammenarbeit umfasst die Bereiche:

  • Entwicklungsszenarien für LFR-Reaktoren im französischen Kernkraftwerkspark
  • Brennstoffqualifizierung
  • Rechencodes
  • Werkstoffe
  • Instrumentierung und Messtechnik

Erster Antrag auf «Regulatory Justification» für fortgeschrittenen Reaktor in Grossbritannien
Der Branchenverband der zivilen Nuklearindustrie Grossbritanniens, die Nuclear Industry Association (NIA), stellte bei der britischen Regierung einen Antrag auf «Regulatory Justification» (Antrag auf einen Rechtfertigungsentscheid) für den LFR-AS-200 von Newcleo. «In unserem Antrag wird dargelegt, dass die Vorteile einer sauberen, stabilen und flexiblen Stromversorgung durch den LFR-AS-200 bei weitem die potenziellen Risiken überwiegen, die in jedem Fall durch robuste Sicherheitsvorkehrungen, einschliesslich passiver Sicherheitssysteme, die in die Konstruktion eingebaut und in die Betriebsvorkehrungen integriert sind, im Einklang mit den gesetzlichen Anforderungen des Vereinigten Königreichs rigoros kontrolliert werden», schrieb die NIA. Man werde zudem mit dem Reaktor einen Beitrag zu einem stabilen Stromnetz und kostengünstigem Strom leisten, was auch für die Wirtschaft wichtig sei.

Die «Regulatory Justification» ist für alle technischen Anwendungen in Grossbritannien erforderlich, die ionisierende Strahlung beinhalten. Bevor neue Kernkraftwerke gebaut werden können, muss nachgewiesen sein, dass deren soziale, wirtschaftliche oder sonstige Vorteile die potenziellen gesundheitlichen Nachteile der Anwendung ionisierender Strahlung überwiegen. Dies entspricht einem international anerkannten Grundsatz des Strahlenschutzes. Die Kriterien für die Beurteilung lehnen sich an entsprechende EU-Richtlinien an.

Der Antrag für den LFR-AS-200 ist der erste in Grossbritannien für einen Reaktor der Generation IV. Bereits 2008 und 2009 wurden von der NIA für Reaktoren der Generation III drei Anträge auf Regulatory Justification gestellt: für den UK Advanced Boiling Water Reactor (UK ABWR) von GE-Hitachi Nuclear Energy respektive den AP1000 von Westinghouse und den EPR von EDF (damals Areva). Den Anträgen wurde Ende 2014 respektive Anfang 2015 stattgegeben und der Einsatz dieser Reaktoren als gerechtfertigt anerkannt.

Unabhängig von der Regulatory Justification, hat Newcleo in Grossbritannien bereits Anfang 2023 einen Antrag auf eine freiwillige Vorlizenzierungsprüfung (Generic Design Assessment, GDA) seiner Reaktorauslegung eingereicht.

Absichtserklärung zur Dekarbonisierung eines britischen Unternehmens im Öl- und Gassektor
Anfang März 2024 gab Newcleo die Unterzeichnung einer Absichtserklärung zur Zusammenarbeit mit der in London ansässigen Viaro Energy Limited bekannt, einem Energieversorgungsunternehmen, das im Gas- und Erdölsektor tätig ist. Der Vertrag definiere den «Rahmen für die geplanten gemeinsamen Aktivitäten zur Dekarbonisierung der bestehenden und zukünftigen Öl- und Gasinfrastruktur von Viaro». Geplant sind Machbarkeitsstudien, nach deren Abschluss die beiden Unternehmen ein Joint-Venture gründen wollen, um den möglichen Einsatz von LFR AS-200 von Newcleo an ausgesuchten Standorten zu prüfen.

Quelle

B.G. nach Newcleo, Medienmitteilungen, 9. April 2024, 5. März 2024 und 9. Juni 2023; Newcleo-Website und Website der britischen Regierung mit Leitfaden zu neuer Kernkraft sowie NIA, Medienmitteilung, 5. April 2024

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