Newcleo nutzt japanischen Versuchsreaktor Joyo für Materialtests

Der Reaktorentwickler Newcleo und die japanische Atomenergiebehörde JAEA haben eine Zusammenarbeit für Bestrahlungstests von Strukturmaterialien vereinbart. Die Tests im natriumgekühlten Versuchsreaktor Joyo sollen Daten für die Entwicklung und Zulassung der bleigekühlten Schnellen Reaktoren von Newcleo liefern. Joyo ist derzeit ausser Betrieb und soll ab Herbst 2026 wieder anfahren.

10. Okt. 2025
Masanori Koguchi und Stefano Buono
Masanori Koguchi, der Präsident der Japan Atomic Energy Agency (links) und Stefano Buono, der Newcleo-CEO (rechts), während der Unterzeichnung des Kooperationsvertrags.
Quelle: Newcleo

Newcleo und die JAEA haben eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet, um wichtige Materialien für die bleigekühlten Schnellen Reaktoren (Lead-cooled Fast Reactor, LFR) von Newcleo zu testen. Die Vereinbarung sei ein wichtiger Schritt in der Lizenzierungs- und Entwicklungsplanung von Newcleo. Der Reaktorentwickler kann auf das Fachwissen und die Erfahrungen der JAEA zurückzugreifen und hat Zugang zum natriumgekühlten Schnellen Versuchsreaktor Joyo der JAEA in Oarai (Präfektur Ibaraki). «Newcleo und die JAEA werden dort Bestrahlungstests und Nachbestrahlungsuntersuchungen an Struktur- und Reaktorkernmaterialien durchführen, um die langfristige Strategie von Newcleo zur Herstellung von Kernbrennstoffen zu unterstützen», erklärte Newcleo.

Solche Tests unter realen Reaktorbedingungen liefern Newcleo «wichtige Daten über die Leistung von Kern- und Strukturmaterialien unter den spezifischen Eigenschaften von Schnellen Reaktoren». Die Ergebnisse sollen den Bau und die Inbetriebnahme des LFR-AS-30-Reaktors sowie der Pilotanlage zur Brennstoffherstellung von Newcleo unterstützen, die sich derzeit in Frankreich im Lizenzierungsprozess befinden. «Die Zusammenarbeit wird auch die laufenden Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten im ENEA-Forschungszentrum Brasimone (Bologna, Italien) ergänzen, wo Newcleo die Korrosions- und Erosionsbeständigkeit von Materialien in bleigekühlten Systemen testet», teilte das Unternehmen mit.

Kontrollraum von Joyo im Jahr 1977
Kontrollraum des Versuchsreaktors Joyo bei der ersten Kritikalität im Jahr 1977. Der Reaktor soll künftig auch für Materialtests des Reaktorentwicklers Newcleo genutzt werden.
Quelle: Japan Atomic Industrial Forum (Jaif)

Zum Versuchsreaktor Joyo der JAEA

Joyo ist ein natriumgekühlter Schneller Versuchsreaktor der Generation IV mit einer thermischen Leistung von 140 MW. Er musste 2007 abgeschaltet werden, weil sich ein Versuchsbauteil für Materialtests im Inneren verklemmt hatte. Dieses Bauteil liess sich im flüssigen Natrium nur mit speziell entwickelter Fernbedienungstechnik über mehrere Jahre hinweg wieder bergen. Die Wiederinbetriebnahme ist für Mitte des Finanzjahres 2026 (Oktober/November) vorgesehen. Joyo soll dann Japans einziges experimentelles Forschungszentrum für Schnelle Reaktoren werden und insbesondere für Materialtests zum Einsatz kommen. Darüber hinaus ist vorgesehen, dass er zur Verringerung der Radiotoxizität radioaktiver Abfälle sowie zur Herstellung medizinischer Isotope für die Krebsbehandlung und andere Anwendungen beiträgt.

Quelle

B.G. nach Newcleo. Medienmitteilung, 1. Oktober 2025, sowie Jaif, Medienmitteilungen, 28. Februar 2024 und 22. August 2025

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