Neuer Bericht des BFE beleuchtet Stand der Kernenergie in der Schweiz und weltweit
Das Bundesamt für Energie (BFE) hat in einem umfassenden Technologie-Monitoring den aktuellen Stand der Entwicklung der Kernenergie in der Schweiz und weltweit untersucht. Der Bericht bietet einen detaillierten Überblick über technologische Fortschritte, sicherheitsrelevante Themen, wirtschaftliche Aspekte sowie politische Rahmenbedingungen der Kernenergie. Er wurde in Zusammenarbeit mit Nuklearexperten/-innen etwa vom Paul Scherrer Institut (PSI), der ETH Zürich und der EPF Lausanne erstellt.
Der 264-seitige Bericht «Technology Monitoring of Nuclear Energy» identifiziert die wichtigsten Trends der Kernenergie. Schwerpunkte sind der aktuelle Stand in der Schweiz und weltweit, einschliesslich der Rolle von Generation-III/III+ und Small Modular Reactors (SMRs). Es werden auch fortgeschrittene Reaktortechnologien wie Reaktoren der vierten Generation, die Verfügbarkeit von Kernbrennstoff, alternative Brennstoffkreisläufe sowie die Umweltauswirkungen der Kernenergienutzung untersucht. Der Bericht bietet zudem einen Einblick in die Finanzierung und Wirtschaftlichkeit und – mit Blick auf die Schweiz – in die regulatorischen Rahmenbedingungen für neue Kernkraftwerke.
Im nationalen Kontext zeigt die Studie, dass die Schweiz weiterhin stark auf Kernenergie setzt. Trotz des geplanten Atomausstiegs bleibt die Kernenergie ein zentraler Bestandteil der Schweizer Energieversorgung, insbesondere aufgrund ihrer Rolle bei der Sicherstellung der Versorgungssicherheit und der Reduktion von CO₂-Emissionen.
Global betrachtet haben in den letzten Jahren viele Länder ihre Pläne zur Nutzung der Kernenergie angesichts geopolitischer Veränderungen angepasst. Besonders in Europa hat dies 2023 zur Gründung der EU-Kernenergieallianz geführt, bei der 16 Länder den Aufbau einer integrierten europäischen Kernenergieindustrie planen. Sie streben zudem an, bis 2050 einen Anteil von 150 GWe Kernenergie am EU-Strommix zu erreichen (eine Steigerung von 50% im Vergleich zum heutigen Anteil der Kernenergie). Ferner wurde 2024 die Allianz für kleine, modulare Reaktoren ins Leben gerufen, um die technologische Führungsrolle Europas in der Kernenergie zu sichern. Auch auf globaler Ebene wurde die Kernenergie bei der COP28-Konferenz in den Fokus gerückt. In den USA wurden Investitionspläne für neue Reaktoren eingeführt, um die Entwicklung und den Einsatz von SMRs und Mikroreaktoren zu fördern, was zusätzlich durch Unternehmen wie Amazon, Google und Microsoft unterstützt wird.
Technologische Innovationen im Fokus
Ein zentrales Thema ist die Sicherheit von Kernkraftwerken. Hier hebt der Bericht die Bedeutung von Nachrüstungen und laufenden Modernisierungsarbeiten an bestehenden Anlagen hervor, um den höchsten internationalen Sicherheitsstandards gerecht zu werden. Dies ist besonders wichtig, da viele der Reaktoren weltweit älter werden und vor neuen Herausforderungen stehen. Für die Schweiz bedeutet dies, dass ihre bestehenden Kernkraftwerke weiterhin einer strengen Sicherheitsüberwachung unterzogen werden müssen.
Ein bedeutender Teil der Studie widmet sich den technologischen Entwicklungen. Insbesondere SMRs und fortschrittliche Konzepte wie die Kernfusion bieten vielversprechende Perspektiven für die Zukunft der Kernenergie. Diese Technologien könnten eine neue Generation von Kernkraftwerken einläuten, die sicherer, effizienter und flexibler sind. Die Forschung an der Kernfusion, die das Potenzial hat, nahezu unerschöpfliche und saubere Energie zu liefern, wird weiterhin vorangetrieben, bleibt jedoch mittelfristig eine Herausforderung.
Quelle
S.D. nach BFE, Bericht «Technology Monitoring of Nuclear Energy», 1. Juli 2024