Nagra: Tiefbohrkampagne bald erfolgreich abgeschlossen
Der Abschluss der neunten Tiefbohrung und damit der dreijährigen Tiefbohrkampagne der Nationalen Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) steht kurz bevor. Mit den Bohrungen hat die Entsorgungsorganisation den Untergrund der möglichen Standortgebiete Jura Ost, Nördlich Lägern und Zürich Nordost für ein Tiefenlager untersucht. Die Tiefbohrungen tragen wesentlich zur soliden Datengrundlage bei, mit der das am besten geeignete der drei Gebiete für die Entsorgung der radioaktiven Abfälle der Schweiz ermittelt wird.
«Wir sind mit dem Verlauf der Bohrkampagne sehr zufrieden», zieht Nagra-CEO Matthias Braun sein Fazit zur Tiefbohrkampagne und fügt hinzu: «Wir konnten überall gute Gesteinsproben, sogenannte Bohrkerne, an die Oberfläche holen.» Die Zahlen zur Tiefbohrkampagne sind imposant. Innerhalb von drei Jahren hat die Nagra in neun Bohrungen insgesamt 10'000 Meter gebohrt und dabei über 6'000 Meter Bohrkerne aus der Tiefe geholt. Über 4000 Proben wurden entnommen und analysiert. Auch in den Bohrlöchern selbst wurden Hunderte von Messungen gemacht.
Die Kosten für die Tiefbohrungen belaufen sich gemäss Nagra auf CHF 170 Mio. «Trotz Corona und trotz kleinerer bohrtechnischer Schwierigkeiten können wir die Bohrungen erfolgreich abschliessen», so Braun. «Und ich bin sehr froh, dass alle Bohrungen ohne Unfälle über die Bühne gegangen sind.»
Sicherer Einschluss im Opalinuston
Im Fokus bei den Tiefbohrungen stehen das Tongestein Opalinuston und die tonhaltigen Gesteinsschichten direkt darüber und darunter. Im Opalinuston, der mehrere hundert Meter im Untergrund liegt, wird dereinst das geologische Tiefenlager gebaut, in dem die Schweizer Abfälle dauerhaft und sicher eingeschlossen werden. Dies weitab von unserem Lebensraum. Untersucht werden unter anderem Dicke, Dichtigkeit und Zusammensetzung des Opalinustons. Die Tiefbohrungen liefern wertvolle Daten dazu, wie gut der Opalinuston die Abfälle einschliessen kann. «Dank der Resultate aus den Tiefbohrungen ist nun unser Bild des Untergrunds vollständig», so Braun.
Alle drei Standortgebiete eigenen sich für ein Tiefenlager
Tiefbohrungen hat die Nagra in allen drei möglichen Standortgebieten für ein Tiefenlager, Jura Ost, Nördlich Lägern und Zürich Nordost durchgeführt. «Die Bohrungen haben bestätigt, dass sich alle drei Regionen für ein Tiefenlager eignen», bekräftigt Braun und hält zugleich fest: «Welche sich am besten für das Lager eignet, gilt es jetzt noch zu entscheiden.» Die Datengrundlage, welche die Nagra in den letzten Jahren erarbeitet habe, sei sehr solide, so der CEO. «Wir werden im Herbst bereit sein für unseren Standortvorschlag.» Dann wird die Nagra bekanntgeben, welches aus ihrer Sicht der am besten geeignete Standort für ein geologisches Tiefenlager ist. Das letzte Wort bei der Standortsuche, die vom Bund geführt wird, haben Bundesrat und Parlament – und, falls ein Referendum zustande kommt, das Schweizer Stimmvolk.
Der Nagra über die Schultern schauen
Die Nagra bietet Behörden aber auch der Bevölkerung immer wieder die Möglichkeit, sich ein eigenes Bild der Arbeiten zu machen. Gut 3500 Besucherinnen und Besucher haben sich auf den Bohrplätzen über die Tiefbohrungen und das Jahrhundertprojekt Tiefenlager informiert. Nun präsentiert die Entsorgungsorganisation auch die Resultate der Tiefbohrungen und stellt rund 400 Meter Bohrkerne aus. Interessierte können die Ausstellung «aus der Tiefe in die Zukunft» am Tag der offenen Tür am Samstag, 26. März, bei Eurobus in Windisch besuchen.
Auf Ihrer Website gibt die Nagra umfassende Informationen zu den durchgeführten Tiefbohrungen, zum Tongestein Opalinuston und zu den drei Standortgebieten.
Quelle
B.G. nach Nagra, Medienmitteilung, 8. März 2022
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