Lebenszyklusanalyse: Französischer Nuklearstrom ist sehr klimafreundlich
Die Lebenszyklusanalyse der Energieversorgerin Electricité de France (EDF) hat ergeben, dass ein Kernkraftwerk in Frankreich pro produzierter kWh Nuklearstrom weniger als 4 g CO2-Äquivalente verursacht. Die Analyse wurde ISO-konform durchgeführt und durch unabhängige Gutachter überprüft.
EDF stellte die Lebenszyklusanalyse für den französischen Kernkraftwerkspark am 16. Juni 2022 einem Fachpublikum vor. Solche Umwelt- oder Ökobilanzen bewerten die potenziellen Auswirkungen eines Systems (Produkt, Dienstleistung, Prozess, Kette) auf die Umwelt. Die EDF-Studie umfasst alle Phasen, die mit der Nuklearstromproduktion verknüpft sind, also den Brennstoffkreislauf «von der Wiege bis zur Bahre»:
- Uranerzabbau und Erzaufarbeitung
- Konversion, Anreicherung und Brennelementherstellung
- (Strom-) Produktion mit Bau, Betrieb und Rückbau von Kernkraftwerken
- Wiederaufarbeitung des ausgedienten Brennstoffs und Lagerung der radioaktiven Abfälle
Zehn Indikatoren mit Schwerpunkt Klimawandel
EDF untersuchte zehn Indikatoren, die Auswirkungen auf die Umwelt haben, darunter den Klimawandel. Sie beruhen auf der International Life Cycle Database (ILCD).
Laut EDF hat die Analyse für den Indikator Klimawandel ergeben, dass in französischen Kernkraftwerken nur 3,7 g CO2-Äquivalente pro produzierter kWh Nuklearstrom verursacht werden. Diese Zahl repräsentiert alle Treibhausgasemissionen im Zyklus, inklusive CO2. «Eine Zahl, die den sehr kohlenstoffarmen Charakter dieser Energie bestätigt», so EDF. Die Lebenszyklusanalyse der EDF sei «streng nach den ISO-Normen 14040 und 14044 durchgeführt» und «von einem Gremium unabhängiger Experten kritisch überprüft» worden, welche die Ergebnisse als glaubwürdig eingestuft hätten, so EDF. Als Berechnungsgrundlage diente das Jahr 2019, wodurch die Ergebnisse nicht durch Einflüsse der Covid-Pandemie verfälscht wurden.
Vergleichbare Werte haben Studien des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC 2015) und der Agence de la transition écologique (Ademe) mit 6 bzw. 12 g CO2-eq/kWh Nuklearstrom ergeben. Eine Studie des Paul Scherrer Instituts (PSI) kommt für die Schweiz auf Werte von 6 g (Druckwasserreaktor) bzw. 10g (Siedewasserreaktor). Im Vergleich dazu gibt Ademe für die Fotovoltaik 32,3 g (europäischer Strommix für Panelherstellung), für Onshore-Windenergie 14,1 g, für Offshore-Windenergie 15,6 g, für Gaskraftwerke 418 g und für Kohlekraftwerke 1058 g CO2-eq/kWh produzierten Stroms an.
Die Studienergebnisse zeigen, dass die der Produktion vorgelagerten Phasen (Front-End) vom Uranabbau bis zur Brennstoffherstellung mit 57% den grössten Anteil an den Treibhausgasemissionen haben. Die nachgelagerten Phasen (Back-End) mit Wiederaufarbeitung und der Abfalllagerung kommen auf einen Anteil von 15%. Die Produktion selbst trägt 28% zu den Treibhausgasemissionen bei. EDF hat auch untersucht, wie sich die Verlängerung der Betriebsdauer von 40 auf 60 Jahren auswirkt: Die Emissionen an CO2-eq/kWh Nuklearstrom sinkt dabei von 3,7 g auf 3,4 g.
Quelle
B.G. nach EDF, «Analyse du Cycle de Vie – Produire un kWh à partir du parc nucléaire français EDF», 5. Mai 2022
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