Laufzeitverlängerung deutscher Kernkraftwerke ausgesetzt
Aufgrund der Ereignisse in Japan wird die erst kürzlich beschlossene Verlängerung der Laufzeiten deutscher Kernkraftwerke für drei Monate ausgesetzt. Dies hat Bundeskanzlerin Angela Merkel im Beisein von Vizekanzler Guido Westerwelle am 14. März 2011 bekannt gegeben. Mit den Ministerpräsidenten der Länder, in denen Kernkraftwerke am Netz sind, hat die Regierung einen Tag darauf vereinbart, diejenigen Einheiten während des Moratoriums abzustellen, die vor Ende 1980 den Betrieb aufgenommen haben.
Die Sicherheit aller deutschen Kernkraftwerke soll einer vorbehaltlosen Analyse unterzogen werden. Für drei Monate will die deutsche Regierung dafür die kürzlich beschlossene Laufzeitverlängerung aussetzen. «Wir wollen diese drei Monate nutzen, um mit einer unabhängigen Expertenkommission, die zusammen mit der Bundesregierung arbeitet, noch einmal eine neue Risikoanalyse aller deutschen Kernkraftwerke auf Grundlage der neuen Erkenntnisse vorzunehmen, die wir aus Japan erhalten haben», erklärte Westerwelle. Er versicherte weiter, dass weder die Energieversorgung noch die Staatsfinanzen durch das dreimonatige Moratorium «tangiert, geschweige denn gefährdet» würden.
Sieben Kernkraftwerkseinheiten vorübergehend abstellen
Angesichts der Sicherheitsüberprüfung aller Kernkraftwerke werden die Kernkraftwerkseinheiten, die vor Ende 1980 in Betrieb gegangen sind, während des Moratoriums vom Netz genommen, während die Blöcke, die nach Ende 1980 in Betrieb gegangen sind, während der Sicherheitsüberprüfung weiterlaufen dürfen, erläuterte Merkel. Von der Abschaltung betroffen sind demnach Biblis-A und -B, Brunsbüttel, Isar-1, Neckarwestheim-1, Philippsburg-1 und Unterweser.
«Energiewende» beschleunigen
Merkel kündigte zudem an, den kürzlich mit dem Energiekonzept 2050 eingeschlagenen Weg ins Zeitalter der erneuerbaren Energien weiter zu forcieren. Die Konzeption der Kernenergie als Brückentechnologie habe von vornherein erkennen lassen, dass der Ausstieg komme. Ein überstürztes Abschalten der deutschen Kraftwerke bei gleichzeitigem Einkauf ausländischen Atomstroms könne aber auch jetzt nicht die Antwort auf die Katastrophe sein, so Merkel.
Quelle
M.A. nach deutscher Bundesregierung, Medienmitteilungen und Pressestatements, 14. und 15. März 2011
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