KKW-Weiterbetrieb Deutschland: Fachverbände kritisieren Bundesregierung für Ablehnung

In Deutschland mehrt sich die Kritik an den beiden Bundesministerien für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) sowie für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) und deren Ablehnung eines Weiterbetriebes deutscher Kernkraftwerke. Neben dem nuklearen Branchenverband Kerntechnik Deutschland (KernD) hält auch der deutsche TÜV-Verband einen Weiterbetrieb der Kernkraftwerke für umsetzbar. Hintergrund ist der Ukraine-Krieg und die grosse Abhängigkeit Deutschland von fossilen Energieträgern aus Russland, die das Land verringern will.

17. März 2022
Kernkraftwerk Gundremmingen
Das Ende 2021 abgeschaltete Kernkraftwerk Gundremmingen könnte nach Ansicht des deutschen TÜV-Verbandes wieder ans Netz gehen.
Quelle: RWE

In einer fachlichen Kommentierung hat KernD die massgeblichen Punkte des Prüfvermerks der beiden Ministerien analysiert und eingeschätzt. Der Verband bemängelt u.a., dass bei der Prüfung «nicht die Wertigkeit der Stromproduktion aus den KKW durch die permanente Verfügbarkeit» deutlich höher angesetzt worden sei als eine Stromproduktion aus volatilen Quellen (d.h. aus Wind und Sonne). Letztere seien nicht grundlastfähig, Strom aus Kernenergie und Kohle indes schon. «Dies ist ein sehr wichtiges Kriterium, gerade bei der Bewertung in Krisensituationen», schreibt KernD. Auch in weiteren Punkten widerspricht der Verband der Einschätzung der Bundesministerien. So könnten die Kernkraftwerke in einer Gasmangellage oder gar einer allgemeinen energiewirtschaftlichen Notlage in Deutschland mit ihrer grundlastfähigen Stromerzeugung einen entscheidenden Beitrag zur Energiesicherheit leisten, ohne unverhältnismässigen Aufwand zu erzeugen. «Die Anlagen, das Personal, das Know-how, die Lieferketten – kurzum das technisch-wirtschaftliche Gesamtsystem der Kerntechnik – sind schliesslich alle noch vorhanden, anders als LNG-Terminals, zusätzliche Strom- und Gasleitungen, viele zusätzliche erneuerbare Erzeugungsanlagen oder Bezugsverträge über sehr grosse Mengen Flüssiggas vom umkämpften Weltmarkt», heisst es im Kommentar.

TÜV: Auch stillgelegte KKW könnten wieder in Betrieb gehen
Auch der TÜV-Verband, die Interessenvertretung der technischen Überwachungs-Vereine in Deutschland und Europa, «hält einen Weiterbetrieb der noch laufenden Kernkraftwerke aus sicherheits- und prüftechnischer Sicht für umsetzbar». Je nach Anlage müssten für einen Weiterbetrieb bestimmte Sicherheitsprüfungen nachgeholt werden, die mit Blick auf die Abschaltung ausgesetzt wurden. Auch eine Wiederinbetriebnahme der drei zum 31. Dezember 2021 stillgelegten Kernkraftwerke wäre aus technischer Sicht möglich, da die Abbaugenehmigungen für diese Anlagen entweder noch nicht erteilt oder noch nicht in Anspruch genommen worden seien. Eine neue Betriebsgenehmigung ist aus Sicht des Verbandes weder für die laufenden noch für die zum Jahresende abgeschalteten KKW erforderlich. «Die mit der technischen Überwachung der Kernkraftwerke betrauten TÜV-Unternehmen können ihre Sicherheitsprüfungen über das Jahr 2022 hinaus fortführen», betonte Joachim Bühler, Geschäftsführer des TÜV-Verbands. Die Kernkraftwerke könnten einen Beitrag für die Versorgungssicherheit leisten, bis Alternativen wie der Ausbau erneuerbarer Energien und Wasserstofftechnologien, Einsparmassnahmen oder der verstärkte Import von Flüssiggas greifen.

Quelle

S.D. nach KernD, Medienmitteilung, 15. März 2022 und TÜV-Verband, Medienmitteilung, 12. März 2022

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