Keine langfristige Versorgungssicherheit mit Radioisotopen
Die Versorgung mit dem Radioisotop Molybdän-99 (Mo-99), respektive dem für die Nuklearmedizin existentiell wichtigen Tochterisotops Technetium-99-m (Tc-99-m) wird auch in den nächsten 20 Jahren unsicher bleiben, wenn es nicht gelingt, die Produktion auf eine solide wirtschaftliche Basis zu stellen. Dies legen Experten der Kernenergieagentur NEA der OECD in einer im Juni 2011 veröffentlichten Studie dar.
Die NEA High-level Group on the Security of Supply of Medical Radioisotopes (HLG-MR) hat ihren im Mai 2011 publizierten Massnahmenkatalog zur Versorgungssicherheit des Tc-99-m nun ausführlich in einem Bericht erläutert. Die Experten stützen sich bei ihren Aussagen auf eine globale Erhebung, bei der sie 713 Antworten von Marktteilnehmern aus 52 Ländern analysierten. Demnach wird der Bedarf an Tc-99-m bis 2020 rund 2% jährlich steigen und flaut dann bis 2030 auf 1% jährlich ab. Diese steigende Nachfrage können die fünf Forschungsreaktoren, die heute 90 bis 95% des weltweit benötigten Mo-99 produzieren, nicht mehr dauerhaft decken, halten die Experten fest. Diese Reaktoren seien bereits über 45 Jahre alt und längere Revisionsstillstände seien vorprogrammiert.
Volle Kostenwahrheit bei Herstellung gefordert
Zwar haben inzwischen weitere Reaktoren die Mo-99-Produktion aufgenommen und andere Projekte sind geplant. In der Studie wird aber bezweifelt, dass diese Projekte tatsächlich realisiert werden. Hauptproblem ist, wie die Experten schon im Mai 2011 erwähnt haben, dass die Mo-99-Produzenten nicht volle Kostenwahrheit walten lassen. Die Bestrahlung der Targets im Reaktor sei nicht kostendeckend. Man profitiere davon, dass die Forschungsreaktoren ursprünglich für andere Zwecke gebaut und vollumfänglich vom Staat finanziert worden seien. Der Preis für Mo-99 orientiere sich nicht an den Herstellungskosten und halte kommerzielle Anbieter davon ab, in die Mo-99-Produktion einzusteigen. Ohne solche Anbieter werde man die Versorgung jedoch auf Dauer nicht sicherstellen können, warnen die Experten. Der Preis für die nuklearmedizinischen Behandlungen muss dadurch nicht zwingend steigen, sind sich die Experten sicher. Heute trage die Bestrahlung der Targets nur 0,11% zu den Gesamtkosten bei.
Quelle
D.S. nach NEA, Bericht «The Supply of Medical Isotopes: The Path to Reliability», Juni 2011