Kanada: Sicherheitsberichte zu beiden Standortgebieten für ein Tiefenlager veröffentlicht
Die kanadische Nuclear Waste Management Organization (NWMO) hat Sicherheitsberichte für die beiden potenziellen Standortgebiete für ein geologisches Tiefenlager für ausgediente Brennelemente veröffentlicht. Diese sogenannten Confidence in Safety reports fassen den aktuellen Kenntnisstand zum jeweiligen Gebiet zusammen, den sich NWMO durch jahrelange Forschung und Feldarbeiten erarbeitet hat, und zeigen, dass beide Gebiete für ein Tiefenlager geeignet sind.
Zum Schutz von Mensch und Umwelt werden in einem geologischen Tiefenlager die ausgedienten Brennelemente in mehr als 500 Meter Tiefe unter der Erde durch ein System aus mehrfachen Sicherheitsbarrieren langfristig eingeschlossen. Von ursprünglich 22 Gemeinden sind zwei im Auswahlverfahren für den Tiefenlagerstandort übriggeblieben: Ignace im Nordwesten und South Bruce im Süden der Provinz Ontario. In beiden potenziellen Standortgebieten hat NWMO die Geologie während über zehn Jahren ausführlich untersucht. Dies unter anderem mit Tiefbohrungen, die 2021 (Ignace) und 2022 (South Bruce) abgeschlossen wurden und Daten für die Sicherheitsberichte lieferten.
Für die Wahl des Tiefenlagerstandorts ist auch in Kanada die Geologie entscheidend, doch ein Lager kann nur in Zusammenarbeit und mit dem Einverständnis der lokalen (indigenen) Bevölkerung gebaut werden. «Sicherheit hat für uns oberste Priorität. Sie ist die Grundlage für alles, was wir tun, von der Projektauslegung, der technischen Planung und der Umweltforschung bis hin zur Einbindung des Wissens der Ureinwohner in unsere Arbeit und der Zusammenarbeit mit den Gemeinden», sagte Laurie Swami, Präsidentin und CEO von NWMO.
Ein Sicherheitsbericht bildet die Grundlage für Aussagen zur Eignung eines Standortgebiets für die Realisierung eines Tiefenlagers. Gemäss NWMO deuten die in den Berichten aufgeführten geologischen Merkmale darauf hin, dass beide Standortgebiete bezüglich Geologie geeignet sind und den sicheren Bau, Betrieb und Verschluss des Tiefenlagers unterstützen können. «Die Standorte befinden sich in stabilen, seismisch ruhigen Umgebungen mit Gesteinsformationen, welche die erforderliche Tiefe, Breite und das Volumen aufweisen, um das Tiefenlager zu isolieren. An keinem der beiden Standorte sind wirtschaftlich abbaubare Ressourcen im Gestein bekannt (z. B. Mineralien, Salz, Gas), was das Risiko des Eindringens von Menschen in das Tiefenlager in der Zukunft verringert», gab die Entsorgungsorganisation bekannt.
NWMO plane 2023 einen einzigen bevorzugten Standort auszuwählen und dort dann weitere technische Studien durchzuführen. Damit könne noch mehr Klarheit für die Auslegung des Tiefenlagers und den formellen Sicherheitsnachweis (safety case) geschaffen werden, der den Aufsichtsbehörden zur Prüfung vorgelegt werde. Dieser Prüfungs- und Genehmigungsprozess nehme voraussichtlich etwa zehn Jahre in Anspruch, so NWMO.
Quelle
B.G. nach NWMO, Medienmitteilung, 16. Juni 2022