Italien: Parlament für Wiedereinstieg in die Kernenergie
Das italienische Parlament unterstützt den Plan der Regierung, die Kernenergie im Rahmen der Dekarbonisierung in den Energiemix des Landes einzubeziehen. Italien war nach dem Reaktorunfall von Tschernobyl aus der Kernenergie ausgestiegen.
«Wir werden mit unseren europäischen Partnern diskutieren und mit grösster Aufmerksamkeit evaluieren, wie wir die Kernenergie in den nationalen Energiemix der nächsten Jahrzehnte einbinden können, um auch mit Hilfe der Kernenergie die von der EU gesetzten Dekarbonisierungsziele zu erreichen», erklärte das italienische Energieministerium in einer Erklärung nach der Zustimmung durch das Parlament. Der Antrag fordert die regierende Mitte-Rechts-Koalition unter der Leitung von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni auf, die Kernenergie als Teil des nationalen Energiemixes zu prüfen. Laut Antrag könnte Italien bis 2050 über eine nukleare Kapazität von 35 GW verfügen.
Die Regierung wird auch kleine, modulare Reaktoren der Generation IV in Betracht ziehen und Anreize für die Erforschung von Kernreaktoren prüfen. In dem Antrag heisst es, Italien solle sich «auf europäischer und internationaler Ebene aktiv an allen geeigneten Initiativen zur Förderung der Entwicklung neuer Nukleartechnologien beteiligen».
Riccardo Zucconi, Sekretär des Präsidiums der Kammer und Mitglied der rechtsgerichteten Partei Fratelli d’Italia, begrüsste die Zustimmung und bezeichnete den Entscheid als «einen Bruch mit den Regierungen der letzten zehn Jahre, die nicht in der Lage waren, Energiestrategien umzusetzen, die auf die Energieunabhängigkeit unserer Nation abzielen».
Seit ihrem Amtsantritt Ende letzten Jahres hat sich Ministerpräsidentin Meloni offen für einen Wiedereinstieg des Landes in die Kernenergie ausgesprochen. Die Einbeziehung der Kernenergie in den Energiemix würde bedeuten, dass den Erzeugern von Kernkraftwerken der Verkauf ihrer gesamten Produktion über Auktionen und Verträge für kohlenstoffarme Technologien garantiert würde, was zu einer Senkung der finanziellen Kosten führen würde, so ein von den Regierungsparteien vorgelegter Antrag.
Im Januar 2023 hatte Umberto Minopoli, der inzwischen verstorbene Präsident der Associazione italiana nucleare (AIN), an einer Tagung erklärt, Italien müsse eine nationale Energiepolitik entwickeln, welche die Wiederaufnahme des Kernenergieprogramms einschliesst, um die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen und Importen aus Russland zu verringern.
Quelle
M.A. nach NucNet, 11. Mai 2023
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