Grossbritannien: SMR-Entwickler Rolls-Royce ruft Regierung zur Eile auf
Rolls-Royce SMR, der britische Entwickler kleiner, modularer Reaktoren (SMRs) befürchtet, im globalen Rennen um die Markteinführung von SMRs ins Hintertreffen zu geraten. Er fordert die britische Regierung auf, bei der Auswahl der SMR-Technologie für Grossbritannien vorwärtszumachen.
Die britische Strategie zur Erhöhung der Energieversorgungssicherheit sieht einen beschleunigten Ausbau der sicheren, klimafreundlichen und sauberen Kernenergie vor. Deren Kapazität soll bis 2050 auf bis zu 24 GW erhöht werden, um damit rund 25% des Strombedarfs des Landes zu decken. Great British Nuclear (GBN), eine neu geschaffene Behörde, soll den Ausbau des Kernenergieprogramms unterstützen, um im globalen Konkurrenzkampf Schritt halten zu können. Zur Förderung von SMRs führt die Behörde «ein wettbewerbsorientiertes Verfahren zur Auswahl der besten SMR-Technologien» für Grossbritannien durch. Ursprünglich sollten die Gewinner bereits im Herbst 2023 feststehen.
Die Regierung wird die ausgewählten Technologien während ihrer Entwicklung mitfinanzieren und mit den Gewinnern auch bei den Standortvereinbarungen zusammenarbeiten. Ziel ist es, dass in der nächsten Legislaturperiode (2025–2029) einen endgültigen Investitionsentscheid für zwei Neubauvorhaben getroffen wird.
Gemäss Berichten der britischen Tageszeitung «The Telegraph» steht für den Entwickler Rolls-Royce SMR einiges auf dem Spiel. Mitstreiter aus Nordamerika kämen durch staatliche Unterstützung gut voran. Noch sei unklar, ob Rolls-Royce SMR im britischen Regierungswettbewerb zu den Gewinnern gehöre. Habe Rolls-Royce SMR von früheren Regierungen noch Unterstützung erhalten, würde ein Scheitern nun auch negative Signale hinsichtlich des Exports in andere Länder senden. Das Unternehmen kritisiert, dass es bis zur Bekanntgabe der Gewinner und einem allfälligen Vertragsabschluss mit der britischen Regierung Verspätungen von bis zu sechs Monaten gebe. Grossbritannien drohe, «im weltweiten Wettlauf um diese bahnbrechende Technologie ins Hintertreffen zu geraten». Gemäss «The Telegraph» «wächst in der Atomindustrie die Sorge, dass die bevorstehenden Parlamentswahlen im nächsten Jahr Entscheidungen über das britische Atomprogramm weiter verzögern könnten».
Alan Woods, Direktor für Strategie und Geschäftsentwicklung bei Rolls-Royce SMR, gab zu bedenken, dass die Kernenergie international Fahrt aufnehme und es nicht nur um Netto-Null, sondern wegen des Ukraine-Kriegs auch um Energieversorgungssicherheit gehe. «Das bedeutet, dass sich viele der international laufenden Prozesse verdichten, dass sie vorankommen. Das stellt uns vor eine Herausforderung, denn wir können nicht weiterhin in diesen Prozessen glaubwürdig sein, solange wir selbst noch kein Projekt in Grossbritannien vorweisen können. […] Deshalb machen wir der Regierung klar, dass Tempo wichtig ist.»
Quelle
B.G. nach Nuclear AMRC, News zum Start von GBN, 20. März 2023; britische Regierung, Faktenblatt zum Energiesicherheitsgesetz, 6. Juni 2023, und «The Telegraph», Artikel, 10. März und 1. Juli 2023
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