Gefilterte Druckentlastung in Schweizer KKW gewährleistet
Das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat (Ensi) hat Ende 2011 Schwerpunktinspektionen zur Druckentlastung (Venting) in allen Schweizer Kernkraftwerken durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen, dass der sichere Betrieb der Ventingsysteme hierzulande gewährleistet ist.
Sämtliche Schweizer Kernkraftwerke verfügen seit den 1990er-Jahren über Systeme zur gefilterten Druckentlastung. Sie haben die Funktion eines Sicherheitsventils, das den gasdichten Sicherheitsbehälter (Containment) vor Schäden durch Überdruck schützt. Im Unterschied zu den Reaktoren in Fukushima-Daiichi erfolgt die Druckentlastung in den Schweizer Kernkraftwerken über leistungsfähige Filter, die einen grossen Teil der radioaktiven Stoffe zurückhalten. Übersteigt der Druck im Containment einen bestimmten Grenzwert, wird dieses dank des Ventingsystems entlastet und damit eine Beschädigung wie auch eine unkontrollierte Leckage verhütet. Das Venting kann manuell oder automatisch ausgelöst werden.
Probleme mit Ventingsystemen führten in Fukushima zu Explosionen
In Fukushima-Daiichi kam es im März 2011 in drei beschädigten Reaktoren zu Komplikationen wegen der nicht funktionierenden Druckentlastung. Die Analyse der Ereignisse in Fukushima durch das Ensi hat folgende Schwierigkeiten aufgezeigt:
- Die elektronische Steuerung der Armaturen stand infolge des Stromausfalls nicht mehr zur Verfügung, wodurch eine Bedienung des Ventingsystems vom Kontrollraum aus nicht möglich war.
- Die Handbedienung der Armaturen vor Ort war wegen der hohen Ortsdosisleistungen innerhalb der Anlage unmöglich.
- Lecks und ungünstig geführte Leitungen führten dazu, dass es zu einer Ansammlung von Wasserstoff im Reaktorgebäude kam. Dieser entzündete sich und die Knallgas-Explosionen zerstörten Teile der Hüllen und Einrichtungen der Reaktorgebäude.
Aufgrund dieser Erkenntnisse führte das Ensi im November und Dezember 2011 Schwerpunktinspektionen in sämtlichen Schweizer Kernkraftwerken durch.
In der Schweiz betriebssicher
Die Ergebnisse der Schwerpunktinspektionen zeigen, dass die Schweizer Kraftwerke die grundlegenden Ensi-Vorgaben zur gefilterten Druckentlastung einhalten, so das Ensi in seiner Medienmitteilung vom 1. März 2012. Der Betrieb des Ventingsystems sei in allen Schweizer Kernkraftwerken auch während eines Stromausfalls gewährleistet. Die Leitungen blieben in allen Kernkraftwerken auch unter erschwerten Bedingungen zugänglich.
Gösgen und Leibstadt: Überprüfung der Erdbebenfestigkeit
Unabhängig von der Bestandsaufnahme der Ventingsysteme bei den Schwerpunktinspektionen des Ensi widmete sich die Analyse der EU-Stresstests der Auslegung zum Schutz gegen äussere Einwirkungen – im Falle der Ventingsysteme insbesondere gegen Erdbeben. Die Stresstest-Untersuchungen zeigten, dass die Ventingsysteme in den Kernkraftwerken Gösgen und Leibstadt eine geringere Erdbebenfestigkeit aufweisen als die zugehörigen Containments. Das Ensi hat deshalb die beiden Werke am 10. Januar 2012 mit Verfügungen verpflichtet, die Erdbebenfestigkeit ihrer Ventingsysteme zu überprüfen und die Ergebnisse dem Ensi bis zum 30. September 2012 einzureichen. Bis 31. Dezember 2012 sind Massnahmen zur Verbesserungen der Erdbebenfestigkeit des Druckentlastungsystems vorzuschlagen.
Quelle
D.S. nach Ensi, Medienmitteilung, 1. März 2012