Finnland: Posiva startet 2023 Probelauf für das Tiefenlager

Die finnische Entsorgungsorganisation Posiva Oy wird 2025 das weltweit erste geologische Tiefenlager für ausgediente Brennelemente in Betrieb nehmen. Vorher muss Posiva in einem Probelauf aufzeigen, dass sie die Abfälle im industriellen Betrieb erfolgreich verpacken und in rund 400 Meter Tiefe einlagern kann.

9. Feb. 2022
Onkalo
Stollen des finnischen Tiefenlagers Onkalo. Rund 400 Meter unter der Erdoberfläche werden ab 2025 ausgediente Brennelemente dauerhaft und sicher entsorgt.
Quelle: Posiva

Finnland wird 2025 das weltweit erste geologische Tiefenlager «Onkalo» für ausgediente Brennelemente auf der Halbinsel Olkiluoto im Südwesten Finnlands in Betrieb nehmen. Das Tiefenlager wird die radioaktiven Abfälle dauerhaft aufnehmen und besteht aus einer Verpackungsanlage für die ausgedienten Brennelemente an der Erdoberfläche sowie dem Lagerbereich im Kristallingestein in rund 400 Meter Tiefe. Vor dem Einlagern der Abfälle unter Tage werden sie in der Verpackungsanlage in Endlagerbehälter aus Kupfer umverpackt. Die ausgedienten Brennelemente stammen aus den finnischen Kernkraftwerken Olkiluoto und Loviisa.

Am 30. Dezember 2021 stellte Posiva beim finnischen Ministry of Economic Affairs and Employment (TEM) einen Antrag auf Betriebsbewilligung für die Verpackungsanlage und das Tiefenlager für die Zeitspanne von 2024 bis 2070. Posiva muss erfolgreich einen Probelauf absolvieren, bevor sie den Betrieb aufnehmen kann. Der Probelauf findet in der letzten Phase der Vorbereitung auf den Tiefenlagerbetrieb 2023 statt. Er soll aufzeigen, dass das Entsorgungsunternehmen den gesamten Entsorgungsprozess im Griff hat und in der Lage ist, den industriellen Betrieb von Onkalo aufzunehmen.

So läuft der Probelauf ab
Beim Probelauf wird der gesamte Entsorgungsprozess getestet mit allen Anlagen, Maschinen und Betriebsabläufen, die auch im Normalbetrieb zum Einsatz kommen. Allerdings werden nur Brennelement-Attrappen anstelle von hochaktiven ausgedienten Brennelementen verwendet.

Zuerst werden die Attrappen vom Zwischenlager in die Verpackungsanlage Onkalo transportiert. Dort erfolgt das Umverpacken in dickwandige Endlagerbehälter aus Kupfer, welche verschweisst werden. Nach dem Transport in den Demonstrationsstollen des Tiefenlagers unter Tag werden die Kupferbehälter in kurzen vertikalen Bohrlöchern platziert und diese mit dem Tonmaterial Bentonit verfüllt. Dann wird auch der Demonstrationsstollen selbst mit Bentonit verfüllt und einem Siegel abgedichtet.

Beim Probelauf werden zudem das Rückholen, Reparieren und erneute Einlagern einer beschädigten Behälterattrappe getestet. Als Rückholen wird das Bergen eines bereits eingelagerten Endlagerbehälters bezeichnet.

Auch Schweiz profitiert von Erkenntnissen
Laut Posiva sollen auch andere Länder am Testlauf teilnehmen können. Bei der Entsorgung von radioaktiven Abfällen gibt es weltweit eine intensive Zusammenarbeit unter den Forschungsinstitutionen und Entsorgungsorganisationen. Auch die Schweizer Entsorgungsorganisation Nagra kann von den Fortschritten der anderen Länder profitieren und eigene Erkenntnisse beisteuern.

Die Nagra muss dereinst bis zum Einreichen des Betriebsbewilligungsgesuchs für ihr Tiefenlager ebenfalls einen Demonstrationsversuch unter realistischen Bedingungen durchführen. Dabei muss sie aufzeigen, dass sie eingelagerte Endlagerbehälter wieder erfolgreich zurückholen kann.

Nagra: Faltblatt Rückholbarkeit
PDF 2.79 MB

Quelle

B.G. nach Posiva, Medienmitteilung, 18. Januar 2022, und TEM, Medienmitteilung, 30. Dezember 2021

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