Finnisches Tiefenlager: eigene Mannschaft bohrt Einlagerungslöcher im Testtunnel

Im finnischen Tiefenlager Onkalo, in der Gemeinde Olkiluoto, werden die ausgedienten Brennelemente in Einlagerungsstollen in vertikalen Einlagerungslöchern entsorgt. Erstmals hat nun die eigene Mannschaft der finnischen Entsorgungs- und Betreiberorganisation Posiva mit einer neuen Bohrmaschine solche Löcher in einem Testtunnel gebohrt.

27. Feb. 2023
Bohranlage bei der Arbeit
In Finnland werden bald in Kupferbehältern verpackte ausgediente Brennelemente tief unter dem Erdboden in Granitgestein entsorgt. Die Behälter werden in vertikalen Einlagerungslöchern platziert, die zuvor mit einer Bohranlage vom Einlagerungsstollen aus erstellt wurden. Im Bild die deutsche Bohranlage im Einlagerungsstollen beim Abteufen eines solchen Einlagerungslochs.
Quelle: Herrenknecht

Finnland wird ab 2025 seine ausgedienten Brennelemente in einem geologischen Tiefenlager unter dem Erdboden in Einlagerungsstollen im Granitgestein entsorgen. Während die Schweiz dereinst ihre Behälter mit den ausgedienten Brennelementen horizontal im Einlagerungsstollen platzieren wird, werden diese in Finnland vertikal angeordnet. Dazu bohrt Posiva auf dem Boden des Einlagerungsstollens alle paar Meter vertikale Bohrlöcher mit einem Durchmesser von 1,75 Meter und einer Länge von rund acht Meter, sogenannte Einlagerungslöcher. Diese werden mit einem wasserabdichtenden Material (Bentonit) ausgekleidet und nehmen die Kupferbehälter mit den ausgedienten Brennelementen auf.

Am 21. Februar 2023 hat Posiva verkündet, dass die eigene, dreiköpfige Mannschaft nun die ersten beiden Einlagerungslöcher im JFT-Testtunnel in 430 Metern Tiefe selbst gebohrt habe. «Dies ist ein bedeutender Schritt vorwärts auf dem Weg zum Übergang zu den Produktionsbohrungen», sagte Posiva. Im Testtunnel beginnt im Februar 2024 der Joint Functional Test (JFT, siehe unten), der grosse Testlauf für das Tiefenlager. Die ersten vier Löcher dort seien bereits im Herbst 2022 von der Mannschaft des deutschen Bohrmaschinenherstellers Herrenknecht abgeteuft worden. Das Bohren eines Einlagerungslochs im Granitgestein dauere rund sechs Tage. Bis Anfang März 2023 bohre die Posiva-Mannschaft noch zwei weitere Löcher, so dass der 80 Meter lange Testtunnel dann acht Stück davon beherbergen werde.

Wertvolle Erkenntnisse für viele weitere Bohrungen
«Wir haben bereits bei diesen beiden Bohrungen mehrere praktische Beobachtungen für die Produktionsbohrung gemacht», informierte Posiva und erwähnte, dass man dadurch kleinere Kinderkrankheiten beheben konnte. Damit sich in der Bohrspülung enthaltene Gesteinsreste aus dem Bohrvorgang nicht im Spülsystem der Bohranlage ablagerten, brauche es eine ausreichende Menge an sauberem Spülwasser. Diese Menge habe man nun ermittelt.

Aava, die Bohranlage für kurze vertikale Einlagerungslöcher
Bei der Bohranlage handelt es sich laut Herrenknecht um einen «völlig neuen Maschinentyp DHBM (Deposition Hole Boring Machine)» der für Posiva erstellt wurde. Die DHBM-Bohranlage mit dem Namen Aava wurde am 21. Juni 2022 beim Tiefenlager Onkalo angeliefert. Sie ist 9,13 Meter lang, 3,15 Meter breit, 3,93 Meter hoch und wiegt insgesamt 78 Tonnen. Zur gesamten Anlage gehören auch eine 7 Meter hohe und 22 Tonnen schwere Energieeinheit sowie eine 4,1 Meter hohe und 18,5 Tonnen schwere Aufbereitungsanlage für die Bohrspülung.

Mehr zum Joint Functional Test (JFT), dem grossen Testlauf
Mit dem JFT wird gemäss Posiva die Einlagerung ausgedienter Brennelemente mit der dafür vorgesehenen Technologie getestet. Damit solle sichergestellt werden, dass die für die Endlagerung vorgesehenen Methoden wie geplant funktionierten. Die während des Tests in die Einlagerungslöcher eingebrachten Behälter würden jedoch keine ausgedienten Brennelemente enthalten. Der gemeinsame Funktionstest werde auch von den Behörden überwacht, welche die Abläufe des JFT im Hinblick auf die Betriebsgenehmigung prüfen würden, so Posiva.

Quelle

B.G. nach Posiva, Medienmitteilungen, 26. Februar 2021, 22. Juni 2022 und 21. Februar 2023 sowie Herrenknecht, Facebook-Beitrag, 6. August 2021, und Website

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