Finanzierungsmodell für neue Kernkraftwerke in Schweden vorgeschlagen

Die schwedische Regierung hat ihren Expertenbericht zur Finanzierung und Risikoteilung für Investitionen in neue Kernkraftwerke veröffentlicht. Darin wird vorgeschlagen, dass Unternehmen nach einem Antragsverfahren staatliche Beihilfen erhalten. Ein neues Gesetz soll die Details dazu regeln und im Mai 2025 in Kraft treten.

15. Aug. 2024
Pressekonferenz des Finanzmarktministers und des Experten
Während einer Pressekonferenz haben der Finanzmarktminister Niklas Wykman (rechts) und der Finanzexperte Mats Dillén die Pläne der schwedischen Regierung zur Unterstützung von Kernkraftwerksneubauten vorgestellt.
Quelle: Screenshot aus Pressekonferenzvideo des Finanzmarktministers

Am 20. Dezember 2023 hat die schwedische Regierung eine Expertengruppe mit einem Untersuchungsbericht zu Finanzierungs- und Risikoteilungsmodellen bei Kernkraftwerksneubauten beauftragt. Hintergrund ist, dass Schweden neue Kernreaktoren bauen will. Dabei mussten Modelle analysiert werden, die schwerpunktmässig in Europa verwendet werden und mit den geltenden Beihilfe- und Wettbewerbsregeln der EU vereinbar sind.

Am 12. August 2024 wurden die Vorschläge der Expertengruppe an einer Pressekonferenz vorgestellt. Im Bericht heisst es, dass es ungewiss sei, ob in Schweden der Windenergieausbau die energiepolitischen Ziele erreiche und die Kosten eines stark wetterabhängigen Stromsystems vertretbar seien. Deshalb brauche es Kernkraftwerke, die einen Mehrwert punkto Versorgungssicherheit und Preisstabilität böten und zu weniger Kosten bei Netzbetrieb und Netzausbau führten.

Kernkraftwerke bieten zahlreiche Vorteile, die eine Unterstützung rechtfertigen
Aufgrund der vielen Vorteile der Kernenergie sei es gerechtfertigt, dass der Staat Investitionen in neue Kernkraftwerke unterstütze, steht im Bericht. Der Finanzmarkt allein trage diesen gesellschaftlichen Vorteilen nicht Rechnung und verlange hohe Risikoprämien aufgrund der Unsicherheiten bei Kernenergieprojekten. So gebe es zum Beispiel eine zu überbrückende Zeitspanne zwischen dem Zeitpunkt der Ausgaben für die Realisierung des Bauprojekts und den ersten Einnahmen für Stromlieferungen. Die Untersuchung habe zudem Bau-, Markt- sowie politische und regulatorische Risiken identifiziert.

Um ein ideales Unterstützungsmodell zu finden, haben die schwedischen Experten einen Zubau von Kernkraftwerken mit einer Leistung von 4000 bis 6000 MW bewertet, was etwa vier grossen Reaktoren entspricht. Dieser Zubau soll unterstützt werden. Mit einem Finanzierungs- und Risikoteilungsmodell sollen die wichtigsten Risiken eines Kernkraftwerksprojekts abgedeckt werden. Dies führe zu niedrigen Kapitalkosten, die neue Investitionen in die Kernenergie zu niedrigen Kosten ermöglichten. Danach sei aufgrund von Skaleneffekte und sinkender Risiken bei weiteren Reaktoren keine staatliche Unterstützung mehr erforderlich.

Finanzierungsmodell mit Differenzvertrag vorgeschlagen
Das Finanzierungs- und Risikoteilungsmodell sieht drei Hauptkomponenten vor: staatliche Darlehen zur Finanzierung von Investitionen in neue Kernkraftwerke in der Höhe von mindestens SEK 300 Mrd. (knapp CHF 23 Mrd.), wodurch die Kapitalkosten gesenkt werden; ein zwischen dem Staat und dem Kernkraftwerksbetreiber abgeschlossener zweiseitiger Differenzvertrag (Contract for difference, CfD); und ein Risiko- und Gewinnbeteiligungsmechanismus, der den Investoren eine Mindestrendite auf das Eigenkapital bietet. «Der Untersuchungsvorschlag sieht vor, dass nach einem Antragsverfahren staatliche Beihilfen an Unternehmen für Investitionen in neue Kernkraftwerke vergeben werden», schreibt die Regierung. Die Experten schlagen ein neues Gesetz vor, das die Voraussetzungen für die Teilnahme an der Förderung, die Formen der Förderung und den Inhalt eines Antrags regelt. Das Gesetz soll am 6. Mai 2025 in Kraft treten.

Quelle

B.G. nach schwedischer Regierung, Medienmitteilung und Bericht zu Finanzierung und Risikoteilung, 12. August 2024

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