Faszinierende Geologie: Bohrkernarchiv der Nagra in Mellingen eröffnet

Die Nagra hat während ihrer über 50-jährigen Forschungstätigkeit zahlreiche Tiefbohrungen durchgeführt. Dabei konnte sie Tausende von Gesteinsproben in Form von Bohrkernen sammeln. Diese dokumentieren die letzten 200 Millionen Jahre der Erdgeschichte der Nordschweiz. Einige davon werden im aargauischen Mellingen ausgestellt.

7. Juni 2024
Teil des Bohrkernarchivs der Nagra
Blick in die Ausstellung des Bohrkernarchivs der Nagra im aargauischen Mellingen, das auch der Öffentlichkeit gegen Voranmeldung offensteht.
Quelle: Nagra

Die Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) eröffnete am 4. Juni 2024 in Mellingen ihr Bohrkernarchiv. In zahlreichen Tiefbohrungen – früher auch Sondierbohrungen genannt – hat sie Tausende von Bohrkernen gewinnen können. Diese Gesteinsproben aus der Tiefe sind rund einen Meter lang und zehn Zentimeter dick. Die Bohrkerne wurden von Expertinnen und Experten ausführlich begutachtet und dokumentieren die letzten 200 Millionen Jahre der Erdgeschichte der Nordschweiz. Teile von Bohrkernen wurden für weiterführende Analysen in Labore auf der ganzen Welt versendet.

Laut Nagra erlauben Tiefbohrungen einen direkten Einblick in den geologischen Untergrund und dessen Aufbau. Im Fokus des Interesses der Tiefbohrungen standen das Tongestein Opalinuston, in dem das Tiefenlager für radioaktive Abfälle angeordnet werden soll, sowie die tonhaltigen Gesteinsschichten darunter und darüber. Die erste Sondierbohrung hat die Nagra im Oktober 1982 im aargauischen Böttstein begonnen. Die bisher letzte Tiefbohrung konnte sie im Frühling 2022 in Bachs (ZH) abschliessen.

Nagra wird Rahmenbewilligungsgesuch am 19. November 2024 einreichen
«Ein Grossteil unseres Wissens basiert auf diesen Gesteinsproben», sagte Nagra-CEO Matthias Braun anlässlich der Eröffnung des Bohrkernarchivs. Dieses Wissen übergebe die Nagra, dokumentiert auf vielen tausend Seiten, am 19. November 2024 den Bundesbehörden – im Rahmenbewilligungsgesuch für das Tiefenlager in der Region Nördlich Lägern. «Wir haben ein genaues Bild des Untergrunds und der Erdgeschichte und sind für die nächste Phase des Jahrhundertprojekts Tiefenlager bereit», erklärte Braun.

Besuchstag: Bohrkernarchiv ist für die Öffentlichkeit zugänglich
Ihren geologischen Schatz macht die Nagra nun auch der Öffentlichkeit zugänglich. «Unser Archiv soll eine Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Gesellschaft sein und den Austausch zwischen diesen beiden Sphären ermöglichen», so Braun. Am 15. Juni von 10 bis 16 Uhr führt die Nagra im Bohrkernarchiv Mellingen deshalb einen Besuchstag durch. Eine Anmeldung ist erwünscht. Auch nach dem Besuchstag können sich Gruppen ab 10 Personen für eine kostenlose Führung durch das Bohrkernarchiv anmelden.

Einzelne Bohrkerne begeistern nicht nur Fachleute, sondern auch Geologie-Interessierte. In der früheren Nagra-Bohrung Benken im Zürcher Weinland konnte beispielsweise ein gut erhaltener und rund 175 Millionen Jahre alter versteinerter Ammonit der Art «Leioceras opalinum» in 650 Meter Bohrtiefe gefunden werden. Diese Ammonitenart ist namensgebend für den Opalinuston. Ein vor 176 Millionen Jahren ausgestorbenes Ur-Krokodil mit dem Namen Pelagosaurus konnte in der Bohrung Stadel in 915 Meter Tiefe entdeckt werden. Bei der Tiefenbohrung in Bülach ist die Nagra zudem auf ein 180 Millionen Jahre altes, versteinertes Korallenriff gestossen. Einen ausführlichen Artikel hat der Tagesanzeigers zu einigen Entdeckungen geschrieben.

Quelle

B.G. nach Nagra, Medienmitteilung, 4. Juni 2024, sowie Nagra-Website

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