Eurobarometer zu Kernenergie und Sicherheit

Europäerinnen und Europäer gehen mehrheitlich mit den Aussagen einig, die Kernenergie trage dazu bei, die EU-Länder von importiertem Öl und Gas unabhängiger zu machen (69% Zustimmung), tiefe und stabile Energiepreise zu sichern (50% Zustimmung) und die globale Klimaerwärmung zu begrenzen (46% Zustimmung, mit 23% Unentschiedenen). Auch hält eine relative Mehrheit den Ersatz der Kernenergie für eine nicht leichte Aufgabe (47%). Dies geht aus dem soeben erschienenen Eurobarometer-Bericht 271 hervor.

20. März 2007

Der Bericht fasst die Ergebnisse einer Umfrage zusammen, die das Konsortium TNS Opinion and Social für die EU-Kommission im Oktober/November 2006 bei 27'084 Personen in allen 27 Mitgliedsländern durchgeführt hat. Das Konsortium stellte 16 Fragen zum Informationsstand über Kernenergie und zur Risikowahrnehmung.

Grosse Unterschiede zwischen Ländern mit und ohne Kernkraftwerke

Bei der Mehrzahl der Antworten ergibt sich im europäischen Durchschnitt eine leichte oder wenigstens relative Mehrheit für die Kernenergie mit einem oft hohen Anteil an Unentschiedenen. Enorm sind die Unterschiede zwischen den Ländern, wobei sich in der Regel zwei Gruppen herauskristallisieren: die Länder mit Kernkraftwerken und die Länder ohne.

Dies gilt etwa für die Frage, ob der Anteil der Kernenergie am Energiemix in Zukunft wachsen (14%), gleich bleiben (34%) oder abnehmen (39%) soll: Am meisten für eine Zunahme sprachen sich Personen in Ländern mit Kernkraftwerken aus (Schweden 27%, gefolgt von Finnland, Slowakei, Bulgarien, Niederlande, Rumänien, weiteren mitteleuropäischen Ländern und Grossbritannien). Eine ähnliche Reihenfolge gilt für Länder mit einer überdurchschnittlichen Zahl von Befürwortern eines konstanten Nuklearanteils. Die stärkste Unterstützung einer Abnahme kam aus kernenergiefreien Ländern (Griechenland 75%, Luxemburg 61%, Österreich 59% und Dänemark 50%). Von diesem Schema weichen zwei Länder mit einem bedeutenden Kernenergieprogramm ab: in Deutschland unterstützen 50% eine Verminderung des Kernenergieanteils und in Frankreich 49%. Dort meint auch ganz atypisch eine Mehrheit von 56%, die Kernenergie wäre leicht zu ersetzen.

Mehr Information stärkt positive Einstellung

Gegen Ende der Interviews wurde den Befragten ein Satz vorgelesen, der auf die Vorteile der Kernenergie für das Klima und die Versorgungssicherheit der EU hinwies. Anschliessend wurde die Frage nach der künftigen Rolle der Kernenergie im Energiemix nochmals gestellt. Ein Fünftel der Befragten änderte daraufhin die Meinung zu Gunsten der Beibehaltung oder des Ausbaus.

Risikowahrnehmung gewichtet schwer

Wenn die Befragten das Wort Kernenergie hören, denken 53%, dass die Risiken schwerer wiegen als die Vorteile; nur 39% halten dafür, dass die Vorteile das Risiko überwiegen. Dies erklärt die zögerliche Unterstützung für einen Ausbau dieser Energiequelle. Wieder ergeben sich grosse Unterschiede zwischen den Ländern: In Schweden, Bulgarien, der Tschechischen Republik, der Slowakei, Finnland und Estland halten Mehrheiten die Vorteile für gewichtiger als das Risiko. Umgekehrt gewichten das Risiko überdurchschnittlich stark die Antwortenden in Griechenland, Zypern, Luxemburg, Österreich, Portugal und Irland - alles Länder ohne Kernkraftwerke. Wieder fällt Frankreich aus der Reihe: 56% nehmen die Risiken als grösser wahr als die Vorteile.

Übliche soziodemografische Schichtung

Bei fast allen Fragen zeigte die Verteilung der Antworten das gewohnte soziodemografische Bild: Männer und Personen mit höherer Bildung nehmen eine signifikant positivere Haltung zur Kernenergie ein als Frauen und Personen mit frühem Schulabschluss. Mit dem Alter der Antwortenden hingegen ist die Verteilung der Antworten kaum noch korreliert; das war in früheren Umfragen anders.

Quelle

P.B. nach Eurobarometer Special Surveys, Report 271, Februar 2007

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