E.On und RWE verzichten auf Neubauten in Grossbritannien

Nach unabhängig voneinander durchgeführten strategischen Überlegungen haben die beiden Unternehmen E.On UK plc und RWE npower plc gleichzeitig bekannt gegeben, dass sie keine neuen Kernkraftwerke in Grossbritannien bauen werden und das zu diesem Zweck gegründete Gemeinschaftsunternehmen Horizon Nuclear Power Ltd. veräussern wollen.

30. März 2012
Die Ankündigung der E.On UK und der RWE npower sich aus dem britischen Neubauprogramm zurückzuziehen, ändert laut der EDF Energy nichts an ihrem Neubauprojekt am Standort Hinkley Point.
Die Ankündigung der E.On UK und der RWE npower sich aus dem britischen Neubauprogramm zurückzuziehen, ändert laut der EDF Energy nichts an ihrem Neubauprojekt am Standort Hinkley Point.
Quelle: EDF Energy

Eine Reihe von Faktoren haben sich seit der Gründung der Horizon im Jahr 2009 geändert, begründete die RWE nPower ihren Entschluss, aus dem Joint Venture auszusteigen: Die globale Wirtschaftskrise habe dazu geführt, dass Kapital für Grossprojekte – insbesondere Kernkraftwerksprojekte – nur mit einem Aufschlag zu beschaffen sei. Zudem habe der «beschleunigte Kernenergieausstieg in Deutschland die RWE zu einer Reihe von Massnahmen veranlasst wie Veräusserungen, Kapitalerhöhung, Effizienzsteigerungen und einem schlankeren Investitionsbudget». Eine Kombination aus diesen strategischen Faktoren zusammen mit den bedeutenden laufenden Kosten für den Betrieb des Joint Venture Horizon habe zu einer Überprüfung der Investitionspläne geführt, so das Unternehmen weiter.

Die E.On UK ihrerseits erklärte, dass sie vor dem Hintergrund der finanziellen Zwänge des Gesamtunternehmens beschlossen habe, ihre Investitionen in Grossbritannien auf «andere strategische Projekte auszurichten, die den Kunden und dem Unternehmen rascher Nutzen erbringen würden, als Kernkraftwerke, die langfristige und grosse Investitionen verlangen».

Neue Investoren gesucht

Beide Unternehmen teilten mit, dass sie sich nun auf die Suche nach neuen Eigentümern für die Horizon konzentrieren würden. Sie würden sich dafür einsetzen, dass andere potenzielle Investoren Horizons Sachwerte und Entwicklungsarbeiten so schnell wie möglich übernehmen können, betonten sie.

Die E.On UK – britische Tochtergesellschaft der deutschen E.On AG – und die RWE npower – britische Tochter der RWE AG – hatten 2009 die Horizon gegründet, um in Grossbritannien bis 2025 neue Kernkraftwerkseinheiten mit einer Gesamtleistung von 6000 MW zu bauen. Im Oktober 2011 und im Februar 2012 erwarb die Horizon je ein Grundstück an den Standorten Oldbury in der Nähe von Bristol und Wylfa in Wales.

Stellungnahmen

Nach der Ankündigung des Rückzugs der E.On UK und der RWE npower aus dem britischen Neubauprogramm erklärte Vincent de Rivaz, Chef der EDF Energy, sein Unternehmen und die Centrica setzten weiterhin auf ihr Neubauprojekt in Grossbritannien. Diesbezüglich habe sich nichts geändert. «Wir machen Fortschritte an allen Fronten auf dem Weg zu einem endgültigen Investitionsentscheid zum Bau der beiden ersten neuen Kernkraftwerke Grossbritanniens in Hinkley Point».

Das britische Department of Energy and Climate Change (DECC) zeigte sich enttäuscht, betonte aber, dass beide Unternehmen ihren Entscheid klar nicht aus Zweifeln an der Rolle der Kernenergie in der künftigen Energieversorgung Grossbritanniens gefällt hätten, sondern aus anderweitigem, wirtschaftlichem Druck. Das britische Kernenergieprogramm bestehe aus mehr als einem Konsortium. Die Pläne der EDF Energy und der Centrica seien auf dem richtigen Weg und die Horizon-Standorte biete neuen Investoren eine hervorragende Möglichkeit, in den Markt einzusteigen.

Auch die britische Nuclear Industry Association (NIA) bedauerte den Rückzug. Sie sei jedoch zuversichtlich, dass andere Investoren aufträten, um das Horizon-Projekt weiterzuführen.

Quelle

M.A. nach RWE nPower, E.On UK, EDF Energy, DECC und NIA, Medienmitteilungen, 29. März 2012

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