Ensreg bestätigt hohes Sicherheitsniveau der Schweizer Kernkraftwerke
Auch die Experten der European Nuclear Safety Regulators Group (Ensreg) erteilen den Schweizer Kernkraftwerken gute Noten. In ihrer Beurteilung des Länderberichts Schweiz zum EU-Stresstest kommen die EU-Sachverständigen zum Schluss, dass die Schweizer Kernkraftwerke die internationalen Sicherheitsanforderungen in allen Bereichen erfüllen. Für gewisse Aspekte erhält die Schweiz gar ein besonderes Lob.
Die Ensreg – die Organisation der Atomaufsichtsbehörden der EU-Mitgliedstaaten – verabschiedete am 26. April 2012 in Brüssel die Berichte ihrer Expertenteams zu den einzelnen Ländern.
Im Bericht zur Schweiz anerkennen die internationalen Sachverständigen, die den Schweizer Länderbericht zum EU-Stresstest im Auftrag der Ensreg überprüften, besonders das proaktive Handeln des Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorats (Ensi) nach dem Reaktorunfall von Fukushima-Daiichi und die Einrichtung des Notfalllagers Reitnau, das sogar mit der Note «Good Practice» ausgezeichnet wurde. Besondere Erwähnung fand die Tatsache, dass die Energieversorgung der Schweizer Kernkraftwerke über sieben Sicherheitsschichten, sogenannte Safety-Layers, verfügt. Auch der Schutz gegen den Verlust der ultimativen Wärmesenke – also der Kühlung des Reaktors nach dem Versagen aller anderen Kühlsysteme – wurde als «herausragend» bezeichnet.
Betont wurden die «ausserordentlichen Anstrengungen» der Schweiz im Bereich der Erdbebengefährdungsanalyse. Beim Thema Hochwasser hoben die Sachverständigen ausdrücklich den «sehr guten Hochwasserschutz» des Kernkraftwerks Beznau hervor, das die EU-Sachverständigen bei ihrem Besuch in der Schweiz im vergangenen März besichtigt hatten. Gute Noten erhielten schliesslich die Vorsorgemassnahmen gegen schwere Unfälle.
«Im Rahmen des Stresstests zeigten die Schweizer Kernkraftwerke hohe Sicherheitsmargen und eine starke Robustheit», fasste Bojan Tomic, Leiter des Peer-Review-Teams, das für die Schweiz zuständig ist, zusammen. «Der Grund dafür liegt in der gut konzipierten Auslegung, aber auch in jahrelangem Nachrüsten.»
Nur Empfehlungen im auslegungsüberschreitenden Bereich
Im Auslegungsbereich der Kernkraftwerke wurden für die Schweiz keine Empfehlungen formuliert. Lediglich in den Bereichen auslegungsüberschreitende, extreme Wetterbedingungen und Wasserstoffmanagement bei schweren Unfällen empfehlen die Experten eine weitere Überprüfung.
«In diesen Bereichen hat das Ensi bereits weiteren Analysebedarf erkannt und im Aktionsplan Fukushima 2012 aufgenommen», erklärte Rosa Sardella, Leiterin des Aufsichtsbereichs Systeme beim Ensi. «Die Überprüfungspunkte der Peer-Review-Experten werden im Aktionsplan ergänzt und im Rahmen des Zeitplanes mit umgesetzt.»
«Der EU-Stresstest war für alle Beteiligten ein grosser Aufwand», bilanzierte Ensi-Direktor Hans Wanner. «Er hat sich aber im Interesse der weiteren Verbesserung der Sicherheit gelohnt.» Der Stresstest sei vor allem aus internationaler Sicht von Interesse und von Bedeutung, denn es sei weltweit die erste Aktion dieser Art im Nuklearsektor gewesen, hält Wanner weiter fest.
Quelle
M.A. nach Ensi, Medienmitteilung, 26. April 2012