«Der Langzeitbetrieb von Kernkraftwerken ist kein Selbstläufer»
NZZ-Interview mit Prof. Andreas Pautz (PSI)
Der Leiter des Forschungsbereichs Nuklearenergie und Sicherheit am Paul Scherrer Institut (PSI), Professor Andreas Pautz, hat sich in einem ausführlichen Interview zur Rolle der Kernenergie in der Schweizer Energieversorgung geäussert. Er betont, dass ein massiver Ausbau erneuerbarer Energien und Elektrifizierung im Heizungs- und Mobilitätssektor grundsätzlich möglich ist, aber es vernünftig wäre, wenn die Kernenergie noch mindestens 25 Jahre eine Rolle in der Energieversorgung spielte.
«Jede weitere zehn Jahre Weiterbetrieb der bestehenden Kernkraftwerke macht die Energiestrategie des Bundes um 10% günstiger», betonte Pautz im Interview mit der «Neue Zürcher Zeitung» (NZZ) und ergänzte, dass die bestehenden Reaktoren in der Schweiz bis zu 60 Jahren – eventuell sogar bis zu 80 Jahren sicher betrieben werden können. Allerdings sei es eine grosse Herausforderung, kompetentes Fachpersonal über einen so langen Zeitraum zu finden, insbesondere da die Schweiz den Ausstieg aus der Kernenergie beschlossen hat. Pautz beobachtet jedoch eine positive Entwicklung in Bezug auf die Anzahl der Studierenden im Bereich der Kerntechnik. Er warnt allerdings vor einem Mangel an qualifiziertem Fachpersonal, da junge Fachkräfte es bevorzugen, in Ländern zu arbeiten, in denen neue Anlagen entwickelt werden. Pautz betonte auch: «Würden Kernkraftwerke so subventioniert wie Solarparks, wäre das für die Stromfirmen ein attraktives Geschäftsmodell.»
Quelle
S.D. nach NZZ, 24. Juli 2023
Verwandte Artikel
Wissenschaftsforum der IAEO: Innovationen beflügeln die Kernenergie
5. Okt. 2023•NewsEine Energiewende ohne schmerzhafte Opfer ist nicht zu haben
2. Mai 2023•KontextWas sagt der «Stromgeneral»
14. Apr. 2023•KontextBundesrats-Bericht zur Energiestrategie: Tendenziös und qualitativ mangelhaft
16. Dez. 2022•Medienmitteilung