Belgien: Kooperation zwischen SCK-CEN und IRE bei Herstellung von Lutetium-177 im Grossmassstab

Das belgische Kernforschungszentrum SCK-CEN hat eine innovative Methode entwickelt, um reines Lutetium-177 herzustellen. Dieses kann unter anderem bei der Behandlung von Prostatakrebs eingesetzt werden. Nun ist man bereit für den Schritt vom Labor hin zur Herstellung im Grossmassstab. Diesen Schritt wird das SCK-CEN zusammen mit dem National Institute for Radioelements (IRE) als Partner gehen. Die beiden Unternehmen haben einen Zusammenarbeitsvertrag unterzeichnet.

8. März 2022
Laborarbeiten
SCK-CEN und IRE arbeiten auch bei der Produktion und dem Vertrieb des Radionuklids Lutetium-177 zusammen.
Quelle: SCK-CEN

Das SCK-CEN und die IRE arbeiten seit vielen Jahren im Kampf gegen den Krebs zusammen. Ihre Radioisotope haben laut eigenen Aussagen dazu beigetragen, Krebserkrankungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und anderen Krankheiten auf der ganzen Welt zu diagnostizieren. Radioisotope lassen sich aber auch in der Behandlung von Krebs einsetzen.

Zu diesem neuen Geschäftsfeld hat sich der CEO von IRE, Erich Kollegger, bei der Vertragsunterzeichnung geäussert: «Radioisotope können nicht nur in der medizinischen Bildgebung, sondern auch bei gezielten Therapien einen Beitrag leisten. Als einer der weltweit grössten Hersteller von Radioisotopen müssen wir dies im Auge behalten und auch die weitere Entwicklung neuer Radionuklide für therapeutische Zwecke vorantreiben.» Dazu biete sich das Radioisotop Lutetium-177 an. Es lasse sich unter anderem in einer vielversprechenden Behandlung von Prostatakrebs einsetzen. Diese Krebsart ist in Europa für 90’000 Todesfälle pro Jahr verantwortlich. Der Bedarf an Lutetium-177 werde voraussichtlich exponentiell ansteigen: von 16’000 Patienten im Jahr 2020 auf 138’000 Patienten im Jahr 2026.

Aus dem Labor hin zur Produktion im Grossmassstab
«In den vergangenen zwei Jahren haben wir umfangreiche Forschungs- und Entwicklungsarbeiten durchgeführt, um die Herstellung von reinem Lutetium-177 zu perfektionieren. Jetzt sind wir so weit, unsere Forschungsergebnisse in eine grosstechnische Produktionslinie umzusetzen. Damit erweitern wir das Angebot und ermöglichen vielen Krebspatienten den Zugang zu einer gezielten Behandlung und damit zu einer lebensrettenden Versorgung», sagt Eric van Walle, Generaldirektor von SCK-CEN.

Das IRE verfüge über eine mehr als zwanzigjährige Erfahrung in der weltweiten Verteilung von Radioisotopen. Pro Jahr wickle es mehr als 2500 Sendungen ab, so Kolleger. Die Kenntnisse, Kompetenzen und Erfahrungen von SCK-CEN und IRE würden sich bei der Herstellung von Lutetium-177 zum Wohle der Patienten ergänzen. Deswegen sei die Kooperation so wertvoll.

Fertigungsanlage für Lutetium-177 im belgischen Mol
Die neue Fertigungsanlage für die Lutetium-177-Produktion wird auf dem Firmengelände von SCK-CEN im belgischen Mol in der Provinz Antwerpen liegen. Laut SCK-CEN und IRE beginnt der Bau im Herbst 2022 und soll 2024 abgeschlossen werden. Um auf eine steigende Nachfrage reagieren zu können, ziehen die Partner einen nachträglichen Ausbau der Produktionskapazität und beschleunigte Produktionsprozesse in Betracht. Die zweite Fertigungsanlage würde am IRE-Standort in Fleurus in der Provinz Chaleroi gebaut.

Zum Radioisotop Lutetium-177
Die Pressemitteilung beschreibt auch die Verwendung von Lutetium-177: Es wird derzeit in Krankenhäusern zur Behandlung von neuroendokrinen Tumoren eingesetzt. Neuroendokrine Zellen finden sich vor allem in den Organen des Verdauungssystems, darunter Magen, Bauchspeicheldrüse und Darm. Aber auch für die Behandlung von Prostatakrebs ist dieses Radioisotop sehr vielversprechend. Es wird in Kombination mit Gallium-68 eingesetzt. Dieses Radioisotop ermöglicht es den Ärzten, die Grösse des Prostatatumors einzugrenzen und die Dosis von Lutetium-177, die dem Patienten während der Behandlung verabreicht wird, entsprechend anzupassen.

Quelle

B.G. nach SCK-CEN und IRE, gemeinsame Medienmitteilung, 25. Februar 2022

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