Alternative Radioisotopen-Produktion in Aussicht
Einem Team des kanadischen National Laboratory for Particle and Nuclear Physics Triumf ist es mit Partnern gelungen, einen neuen Herstellungsprozess für Technetium-99m (Tc-99m) zu entwickeln. Es konnte aufzeigen, dass mit einem Zyklotron täglich Tc-99m für rund 500 Untersuchungen hergestellt werden kann. Die Wissenschafter sehen darin eine Alternative zur Radioisotopen-Produktion mit Forschungsreaktoren.
In Kanada ist es Forschern gelungen, an einem Zyklotron des Triumf in Vancouver – auf dem südlichen Campusteil der University of British Columbia – in sechs Stunden genügend Tc-99m zu erzeugen, um den Tagesbedarf der Spitäler in der Provinz British Columbia zu decken. Die Forscher übertrafen damit die bisherige Bestmarke um das Vierfache. Bei der neuen Methode wird als Ausgangsisotop das natürlich vorkommende Molybdän-100 (Mo-100) eingesetzt. Die Wissenschafter können mit dem neuen Prozess somit auf hoch angereichertes Uran verzichten, das heute in Forschungsreaktoren zur Tc-99m-Produktion eingesetzt wird.
Dem interdisziplinären Team ist es damit nach eigenen Angaben gelungen, eine Alternative für die Tc-99m-Produktion mit Forschungsreaktoren aufzuzeigen. Für die neue Technologie spreche, dass sie an Zyklotronen angewendet werden könne, wie sie bereits heute in Spitälern und Gesundheitszentren in ganz Kanada in Betrieb stehen, was eine rasche Verbreitung vereinfache. Die neue Methode erlaube zudem eine skalierbare Produktion, die regionalen Bedürfnissen Rechnung tragen könne. In Kanada gibt es derzeit rund zwei Dutzend solcher Zyklotrone und weitere sollen in den nächsten Jahren in Betrieb gehen.
Nächste Schritte
Im Sommer 2015 soll mit Hilfe einer klinischen Studie gezeigt werden, dass sich die im Zyklotron hergestellten Radioisotope gleich verhalten wie solche aus Forschungsreaktoren. Die Studie soll rund drei Monate dauern und 50–60 Patienten umfassen. Sollten die Resultate erfolgsversprechend ausfallen, stehen die Chancen gut, dass sich ab 2016 ein Zyklotron des Triumf vollständig der Tc-99m-Produktion widmet.
Alternative Produktionsmethode dringend nötig
Eine geeignete Alternative zur Radioisotopen-Produktion mit Forschungsreaktoren ist dringend nötig, denn der Reaktor Chalk River National Research Universal (NRU) wird voraussichtlich 2016 altersbedingt abgeschaltet. Der NRU ist der weltweit grösste Hersteller von Mo-99 – dem Ausgangsisotop für die Tc-99m-Produktion mit Forschungsreaktoren. Derzeit schickt Kanada ihre am NRU hergestellten Radioisotope zur Konfektionierung in die USA und kauft die fertigen Produkte zurück.
Die Errungenschaft am Triumf ist unter anderem Investitionen der kanadischen Regierung zu verdanken. Die Unterstützung der Regierung habe es ermöglicht, in Kanada Lösungen gegen die Versorgungsknappheit der in der Medizin benötigten Radioisotope zu entwickeln, erklärte Triumf-Direktor Jonathan Bagger.
Quelle
M.B. nach Triumf und University of British Columbia, Medienmitteilungen, 5. Januar 2015