20 Jahre nach Three-Mile-Island-2: Maximale Lehren bei minimaler Beeinträchtigung der Umwelt
Zum technisch schwerwiegenden Störfall von Three-Mile-Island bei Harrisburg (US-Bundesstaat Pennsylvania) lässt sich 20 Jahre danach aus Schweizer bzw. aus westlicher Sicht kurz folgendes sagen: TMI war der Störfall, der – ohne radiologische Auswirkungen auf Bevölkerung und Umwelt – bei maximalem Schaden für den Betrieb international einen maximalen Lerneffekt für Konzeption und Betrieb von Leichtwasserreaktor- und auch allen anderen Kernkraftwerken bewirkte.
Die markantesten Fortschritte für die Kernkraftwerkssicherheit, die durch die Umsetzung der Lehren aus Three-Mile-Island erzielt wurden, liegen im Bereich der Optimierung der Mensch-Maschine-Kommunikation. So wurden namentlich die technischen Mittel zur Anzeige und Erkennung des Anlagezustandes mit grossem Einsatz ergonomisch deutlich verbessert. Ganz zentral ist die Umsetzung der Erfahrungen von TMI auf die Ausbildung der Reaktor-Operateure, deren Fähigkeit zur Interpretation einer Vielzahl von Störfallsituationen - im Gegensatz zur früheren Konzentration auf die Handlungsabläufe bei Auslegungsstörfällen - erheblich verbessert wurde.
Bei Three-Mile-Island hat sich das Containment-System westlicher Prägung zur Rückhaltung radioaktiver Stoffe selbst bei sehr grossem Kernschaden bewährt. Bewährt hat sich ganz allgemein der Grundsatz der "Verteidigung in die Tiefe" bzw. der Mehrfachbarrieren, gemäss dem systematisch Vorkehrungen getroffen werden, um beim Versagen eines bestimmten Systems Sicherheitsfunktionen durch andere Systeme wahrzunehmen.
Seit Three-Mile-Island hat ferner die aufmerksame Auswertung von Erfahrungen aller Betreiber mit Störfällen, vor allem von sogenannten Vorläufer-Ereignissen für denkbare schwere Störungen, einen sehr hohen Stellenwert erlangt. Für die Weiterentwicklung der Sicherheit der Schweizer Kernkraftwerke mit ihren Leichtwasserreaktoren hatte der Störfall im Druckwasserreaktorblock TMI-2 weit grössere Bedeutung als das Unglück im exotischen RBMK-Reaktortyp Tschernobyl.
Quelle
P.H.